Was ist Anthrax?
Anthrax ist die wissenschaftliche Bezeichnung für Milzbrand, eine Infektionskrankheit, die von dem Bakterium Bacillus anthracis ausgelöst wird. Milzbrand ist eine Zoonose und wird von Tieren auf den Menschen übertragen. Die Gefahr, dass Anthrax von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist hingegen sehr gering. Vor allem pflanzenfressende Wild- und Nutztiere wie Rinder, Schafe, Ziegen oder Pferde können den Anthraxerreger weiterverbreiten, aber auch Kamele, Elefanten oder Rentiere. Anthraxbakterien bilden infektiöse Sporen aus, die in der Umwelt lange Zeit überleben können. In Gebieten mit Viehzucht können die Böden mit solchen Sporen verunreinigt sein, auch dort wo Häute von Tiere verarbeitet werden, wurde das beobachtet.
In den meisten Industrienationen kommen Milzbrandausbrüche nur sehr selten vor. So hatten sich in Deutschland zuletzt im Jahr 1994 Menschen auf klassische Weise über die Haut infiziert (s. u.), seitdem waren nur vereinzelt Fälle bekannt geworden, in denen sich Drogensüchtige über verunreinigtes Heroin infiziert hatten (s. u.). Momentan gibt es größere Milzbrandausbrüche nur in fünf Ländern Afrikas. Infektionen, die in Deutschland bei Tieren oder Menschen auftreten, müssen den Behörden gemeldet und überwacht werden.
Welche Symptome hat man bei Milzbrand?
Es gibt verschiedene Formen einer Milzbranderkrankung. Am häufigsten infizieren sich Menschen über die Haut, beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischen Produkten. Dann entwickelt sich zunächst der sogenannte Hautmilzbrand. Dabei bilden sich an der Infektionsstelle eine oder mehrere flüssigkeitsgefüllte Blasen, die sich zu einem mit schwarzem Schorf bedeckten Geschwür entwickeln können, dem sogenannten Milzbrandkarbunkel. Oft kommt es auch zur Schwellung der Lymphknoten. Wenn die Infektion ins Blut übergeht, entwickeln sich Allgemeinsymptome wie hohes Fieber, Benommenheit und Herz-Kreislauf-Probleme. Laut RKI kann Hautmilzbrand durch die rechtzeitig Gabe von Antibiotika gut behandelt werden. Unbehandelt hingegen verläuft er in 10 bis 40 Prozent der Fälle tödlich.
Wenn Menschen rohes oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch von infizierten Tieren essen, entwickelt sich ein Magen-Darm-Milzbrand. Gifte, die von dem Bakterium gebildet werden, schädigen die Organe und sorgen für innere Blutungen. Es können dann Symptome wie blutiges Erbrechen und blutige Durchfälle auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium ist ein Magen-Darm-Milzbrand auch mit Medikamenten schwer zu behandeln. Milzbrandsporen können zudem über Injektionen aufgenommen werden. So sind mehrere Fälle bekannt, in denen sich Drogensüchtige über Heroin mit Milzbrand infiziert haben. Vermutet wurde, dass das Heroin in der Türkei oder Afghanistan bei der Herstellung durch Material von infizierten Tieren verunreinigt wurde. Zudem können Anthraxsporen eingeatmet werden, wodurch zunächst ein Lungenmilzbrand entsteht mit Symptomen, die denen einer Lungenentzündung ähneln. Am wahrscheinlichsten ist Lungenmilzband vor allem bei der Verwendung von Anthrax als biologischer Waffe (s. u.). Es haben sich aber auch bereits Personen über die Benutzung von Trommeln infiziert, in denen Tierhäute verarbeitet worden waren. Bei allen Infektionswegen kann sich als Komplikation eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis) entwickeln.
Warum ist Milzbrand so gefährlich?
Infektionen mit Milzbrandbakterien sind deshalb so gefährlich, weil diese ein Gift bilden, das Anthrax-Toxin. Und während die Vermehrung der Bakterien durch eine Behandlung mit Antibiotika gestoppt werden kann, können diese nichts gegen die Wirkung des Gifts ausrichten. Daher ist es wichtig, das eine Infektion so früh wie möglich eingedämmt wird, um zu verhindern, dass größere Mengen Anthrax-Toxin gebildet werden. Das Anthrax-Toxin führt im Organismus zum Tod wichtiger Immunzellen, der Makrophagen.
Kann man sich gegen Milzbrand impfen lassen?
In Deutschland ist zwar ein Impfstoff gegen Milzbrand zugelassen. Dieser ist aber nur für Personen gedacht, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Das können zum Beispiel Personen sein, die in einem Labor mit dem Erreger hantieren müssen. Unmittelbar nachdem ein Infektionsrisiko bestand, ist zudem die prophylaktische Gabe von Antibiotika möglich und wird empfohlen. Wurden Milzbrandsporen eingeatmet, sollte diese Therapie laut RKI 60 Tage lang fortgesetzt werden, da ein Lungenmilzbrand auch noch bis zu zwei Monate nach Infektion ausbrechen kann.
Ist Anthrax eine biologische Waffe?
Anthrax gilt als mögliche biologische Waffe, die theoretisch bei Terroranschlägen oder der Kriegsführung eingesetzt werden könnte. Sporen des Erregers lassen sich im Labor vermehren und könnten eine große Zahl von Menschen töten, wenn sie bewusst dazu verbreitet werden. 2001 waren in den USA mehrere Briefe mit Milzbranderregern an Medienanstalten verschickt worden. Insgesamt 22 Menschen, darunter Postangestellte, hatten sich beim Kontakt damit infiziert, fünf von ihnen starben. Das FBI hielt damals einen Wissenschaftler für den Täter, der im Auftrag des US‑Militärs an biologischen Waffen forschte. Er soll zu Allmachtsfantasien geneigt haben und hatte sich einige Jahre später das Leben genommen.