Die Umfrage "Die Ängste der Deutschen" wird seit mehr als 30 Jahren regelmäßig von der R+V-Versicherung in Auftrag gegeben und gilt als kleiner Seismograph der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Familie und Gesundheit. Für die diesjährige Befragung wurden zwischen Juni und August rund 2400 Menschen im Alter ab 14 Jahren von Meinungsforschern befragt. Die Teilnehmer sollten vorgegebene Themen auf einer Skala von eins (gar keine Angst) bis sieben (sehr große Angst) bewerten. Daraus wird die Rangfolge ermittelt.
Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten steht den Angaben zufolge regelmäßig an der Spitze der größten Ängste, so auch vergangenes Jahr. Deutschland verzeichnete die höchste Inflation seit Gründung der Bundesrepublik. Das Leben hat sich dadurch sprunghaft verteuert. Auch in diesem Jahr machen sich gestiegene Preise, nicht zuletzt an der Supermarktkasse, bemerkbar. "Die Menschen fühlen sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet. Das schürt Abstiegsängste", sagte Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie als Beraterin begleitete.
Im Vergleich zu 2022 sind zwei Ängste laut der Befragung besonders stark gestiegen: Die Angst, dass Deutsche und deutsche Behörden durch Geflüchtete überfordert sein könnten (plus 11 Prozentpunkte) und die Angst, dass das Zusammenleben in Deutschland durch einen weiteren Zuzug von Migrantinnen und Migranten beeinträchtigt werden könnte (plus 10 Prozentpunkte). Die Ängste belegen Platz vier und zwölf des Rankings. "Alles was unbekannt ist, macht uns Angst", sagte Psychologe André Ilcin. Deswegen fürchteten sich manche Menschen vor Dingen, die noch gar nicht eingetreten seien. Eine Konfrontation mit dem Unbekannten würde helfen, um Ängste abzubauen.