Bei allem Stolz über die großen Erfolge in seiner Amtszeit machte Watzke die in den vergangenen Monaten gewachsene Kritik an seiner Amtsführung offenbar zu schaffen. "Es irritiert, dass deine Arbeit nur noch danach bewertet wird, ob du Vierter oder Fünfter bist. Nur wenige können sich vorstellen, welchem Druck du ausgesetzt bist", bekannte er. Die knapp verpasste Meisterschaft im vergangenen Sommer und der jüngste Absturz des Teams auf Rang fünf dürfte seinen Entschluss maßgeblich beeinflusst haben: "Es hat sich bei mir der Eindruck immer mehr verstärkt, dass jetzt der Punkt gekommen ist, zu sagen, es reicht jetzt auch."
Wer den Traditionsklub in Zukunft führen soll, bleibt vorerst offen. "Es war mir wichtig, dass frühzeitig bekanntzumachen, weil wir dann genug Zeit haben, den Übergang hinzubekommen", sagte Watzke. Er wolle sich nun im letzten Jahr seiner Amtszeit auf die Strategie und den Übergang konzentrieren. "Der Präsidialausschuss hat mich gebeten, Gespräche zu führen, Ideen zu entwickeln und ein Konzept auszustellen, was die Gesamtverantwortung angeht. Dem habe ich zugesagt." Eine interne Lösung schloss er nicht aus: "Wir verfügen über genug personelle Ressourcen und haben keinen Druck."
Watzke erwarb sich beim BVB große Verdienste. Als der ehemalige Schatzmeister des Vereins im Februar 2005 zum Geschäftsführer ernannt wurde, drohte der Borussia das Aus. Gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Reinhard Rauball und dem Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß bewahrte Watzke den hoch verschuldeten Klub vor der Insolvenz. "Wir haben Borussia Dortmund 19 Monate unter Gläubigerverwaltung führen müssen", erinnerte Watzke am Montag im Trainingslager von Marbella an die wohl schwersten Stunden der Vereinsgeschichte.
Der folgende Aufstieg zur zweiten Kraft im deutschen Fußball hinter Rekordmeister FC Bayern trug zwischenzeitlich märchenhafte Züge. In seine Amtszeit fielen zwei Meisterschaften (2011, 2012), drei Pokalsiege (2012, 2017, 2021) und der Einzug in das Champions League-Finale 2013. "Wir haben nicht alles falsch gemacht und viele Erfolge errungen", sagte Watzke.
Sein Vertrag als Vorsitzender der Geschäftsführung des BVB war im Mai 2021 noch bis 2025 verlängert worden. Damals hatte er seinen vorgesehenen Ausstieg wegen der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen noch einmal verschoben. "Corona hat uns 150 Millionen Euro gekostet. Da haben wir zum zweiten Mal in den Abgrund geschaut", sagte Watzke.
In der Deutschen Fußball Liga führt Watzke den Aufsichtsrat an und ist Sprecher des Präsidiums. Seit dem Abschied des früheren DFL-Geschäftsführers Christian Seifert ist der BVB-Boss das prägende Gesicht der Liga, für den deutschen Fußball sitzt er seit April 2023 als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes zudem im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union. Sein Mandat in der UEFA endet ebenfalls 2025.
In das aktuelle Vorhaben, den Dortmunder Kader in der Winter-Transferperiode zu verstärken und damit ein Signal für eine erfolgreiche Aufholjagd Richtung Champions-League-Plätze zu setzen, ist Watzke noch eingebunden. So wie in die Bemühungen, den bei Manchester United in Ungnade gefallenen Jadon Sancho zurückzuholen und für ein halbes Jahr auszuleihen.
"Ich bin vorsichtig optimistisch. Wir wollen ihn zu uns holen, aber wir sind noch nicht so weit, dass wir Ergebnisse verkünden können", sagte Watzke. Weitere Einzelheiten über die Rückholaktion ließ er sich nicht entlocken: "Wir verkünden keine Wasserstandsmeldungen. Das Problem liegt nicht mehr bei uns, wir sind in einem guten Austausch mit Manchester United."