Unterdessen warnte die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress" vor der Gefahr des Menschenhandels mit jungen Mädchen, die zu Opfern des Erdbebens geworden sind. In sozialen Medien kursierten inzwischen Beiträge, in denen marokkanische Männer die Not auszunutzen versuchten und vorschlügen, minderjährige Erdbebenopfer zu heiraten, um sie "vor ihren Tragödien zu bewahren", berichtete "Hespress". Nach Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die kalten Nächte im Freien verbringen.
Derweil koordinieren immer mehr junge Aktivisten die Verteilung von Hilfsgütern für die notleidenden Menschen in den schwer betroffenen und abgelegenen Bergdörfern des Landes. Milch, Windeln und Bettzeug würden in Menschenketten weitergereicht und in Lastwagen verladen, deren Ladung für die Dörfer im Atlasgebirge bestimmt sei, hieß es. In vielen Gebieten würden die Bedürftigen so schneller versorgt als über offizielle Hilfswege.
Die Bemühungen, die Straßen von Felsbrocken zu befreien, gingen wegen der andauernden Gefahr durch Steinschläge in einigen Gebieten nur langsam voran, berichtete gestern ein dpa-Reporter. Es seien zwar schon Mengen an Decken und Lebensmitteln in die Katastrophenregion geliefert worden. Viele der isolierten Menschen bitten die Behörden und Helfer jedoch um Zelte zum Schutz vor der bitteren Kälte nachts.
Das Deutsche Rote Kreuz schickt derweil einen ersten Hilfstransport in die Erdbebengebiete. Am Donnerstagmorgen sollte eine Maschine vom Flughafen Leipzig/Halle mit insgesamt 36,6 Tonnen Hilfsgütern abheben, wie das DRK vorab mitteilte. An Bord seien mehr als 3000 isolierende Bodenmatten und 550 Familienzelte. Nach Angaben des marokkanischen Innenministeriums wurden bisher 2946 Tote und 5674 Verletzte gezählt. Es wird jedoch befürchtet, dass die Zahlen steigen. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, ist inzwischen verschwindend gering.
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