Russland stimmte im Mai einer Verlängerung des Abkommens um zwei Monate zu, sagte jedoch, dass die Initiative eingestellt werde, sofern keine Vereinbarung zur Überwindung von Hindernissen für russische Getreide- und Düngemittelexporte zustande komme. Das ukrainische Ministerium teilte mit: "Das Gemeinsame Koordinierungszentrum in Istanbul, das die Initiative überwacht, hat angekündigt, dass es aufgrund einer weiteren ungerechtfertigten Weigerung der russischen Delegation, die ankommende Flotte für die Teilnahme an der Initiative zu registrieren, unmöglich sei, einen Inspektionsplan für den 1. Juni zu erstellen."
Es hieß, Russland habe in den letzten beiden Maitagen nur ein einziges ankommendes Schiff zur Inspektion registriert und keine Erklärung für diesen Schritt abgegeben, den das Ministerium als "groben Verstoß" gegen die Initiative bezeichnete. Ukrainische Beamte sagten, dass Russland seit Mitte April die Arbeit am Schwarzmeer-Getreideabkommen "unangemessen eingeschränkt" habe. Es hieß, 50 Schiffe warteten in türkischen Hoheitsgewässern auf eine Inspektion und seien bereit, 2,4 Millionen Tonnen ukrainische Lebensmittel ins Ausland zu liefern. Einige Schiffe warteten bereits seit mehr als drei Monaten auf Inspektionen.
Bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa hatt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Relevanz des kürzlich verlängerten Getreide-Abkommens unterstrichen. "Die Welt weiß um die fundamentale Rolle maritimer Getreideexporte für die Lebensmittelsicherheit", sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf die Vereinbarung mit Russland, die unter internationaler Vermittlung zustande kam. "Alle Staaten mit Meerzugang auf der Welt können nun sehen, was ihren Häfen und ihren Gewässern drohen könnte, wenn Russland mit der Blockade des Schwarzen Meeres durchkommt", fügte der ukrainische Staatschef hinzu.
Im Zuge seines Anfang 2022 begonnenen Angriffskriegs hatte Russland die Getreideexporte des Nachbarlandes monatelang blockiert. Im Sommer 2022 wurde dann unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ein Abkommen zwischen den beiden Kriegsparteien geschlossen, infolgedessen wieder ukrainisches Getreide verschifft wurde. Zuletzt wurde es Mitte Mai für weitere zwei Monate verlängert - verbunden mit der Forderung Moskaus, die eigenen Exporte nun auch zu erleichtern. Die Ukraine wirft Russland immer wieder vor, die Verschiffung ihres Getreides trotz des Abkommens zu behindern. Moskau wiederum beschwert sich, die zugesagten Sanktionslockerungen würden nicht ausreichend umgesetzt.
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