Der DWD warnt weiter vor Hochwassergefahr an vielen Bächen und Flüssen. Der DWD hatte bereits am Wochenende wegen des Dauerregens eine Warnung für Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Sachsen herausgegeben.
Im Landkreis Göttingen waren am Sonntag 1500 bis 1800 Helfer im Einsatz, der Kreis rechnete mit Höchstständen an Flüssen über die gesamten Weihnachtstage.
Angesichts der weiterhin angespannten Wetterlage warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg vor Sturmfluten im Wesergebiet sowie an der niedersächsischen Nordseeküste. In Bremen und Bremerhaven erreicht die Weser voraussichtlich am Montagmittag die Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW), wie das BSH am Sonntagabend mitteilte. In Niedersachsen sollen zudem Elsfleth, Brake und Rechtenfleth an der Weser laut Prognose betroffen sein. Für die niedersächsische Nordseeküste hat das BSH eine Warnung für Wilhelmshaven ausgegeben. Dort soll die Sturmflut-Schwelle laut Vorhersage am Vormittag erreicht werden.
Der andauernde Regen lässt die Pegelstände von Flüssen und Bächen in Niedersachsen weiter steigen. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) hatten in der Nacht zu Montag 45 Pegel die dritte von vier Warnstufen erreicht. Diese Schwelle überschritten unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.
Im besonders von Starkregen betroffenen Süden des Landes warnte die Stadt Einbeck vor Lebensgefahr. Bereits in der Nacht zu Sonntag mussten zahlreiche Keller ausgepumpt werden, wie das "Göttinger Tageblatt" (GT) berichtete. In Hameln-Pyrmont und Holzminden verschärfte sich die Lage an Heiligabend. Innerhalb von nur 48 Stunden hatten sämtliche Städte und Gemeinden eine "Sonderlage" ausgerufen, wie die "Deister- und Weserzeitung" (Dewezet) berichtete. An der Weser stiegen die Pegel schneller, als vorhergesagt. Die Emmer war so breit wie seit Jahren nicht.
In vielen Landkreisen schützten Feuerwehren und ehrenamtliche Helfende Bereiche mit Sandsäcken. In Rodenberg im Landkreis Schaumburg sicherten Einsatzkräfte laut Bericht der "Schaumburger Zeitung" (SZLZ) vorsorglich auch Trafostationen. Sirenen hätten die Einwohnerinnen und Einwohner in der Nacht von Samstag auf Sonntag gewarnt. Laut Bürgermeister Thomas Wolf habe es so ein Hochwasser in der Gemeinde seit 25 Jahren nicht mehr gegeben.
Auch in Sachsen-Anhalt wird angesichts des anhaltenden Regens ein weiteres Ansteigen der Pegelstände erwartet. Nach DWD-Angaben fiel zwischen Samstag- und Montagmorgen unter anderem auf dem Harzer Brocken, in Tangerhütte (Landkreis Stendal), in Naumburg (Burgenlandkreis) und in Wittenberg deutlich mehr Wasser vom Himmel.
Nach einer kurzen Pause rechnet der DWD ab dem Mittag im Harz erneut mit einsetzendem Dauerregen, der bis Dienstmittag anhält.
Ebenfalls verschärft hat sich die Hochwasserlage in Sachsen. An mehreren Pegeln der vierstufigen Skala wurde am Montag der Wert für die Alarmstufe drei erreicht. Allerdings gab es auch einen Hoffnungsschimmer. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie schwächte sich das Regengebiet über Sachsen stark ab.
Weitere Hochwasserwarnungen gab es zunächst für die Elbe, die Flussgebiete der Lausitzer Neiße, die Nebenflüsse Obere Elbe und der Oberen Weißen Elster. In Dresden betrug der Pegelstand der Elbe am Sonntag 4,39 Meter, normal sind zwei Meter. Für den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag wurden in Dresden zunächst sogar Stände von mehr als fünf Meter (Alarmstufe zwei) erwartet, wie die "Dresdner Neuesten Nachrichten" (DNN) berichten.
Angesichts kräftiger Niederschläge bleibt die Hochwasserlage auch in Bayern in den nächsten Tagen angespannt. In einigen Landkreisen galt die Meldestufe drei. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) warnte damit vor der Überschwemmung von bebauten Gebieten. Teilweise wurde auch die Meldestufe vier überschritten. Betroffen waren vor allem Franken und Ostbayern.
In den oberfränkischen Gemeinden Rödental (Landkreis Coburg) und Mainleus (Landkreis Kulmbach) stieg der Pegel in der Nacht knapp über die Meldegrenze der Stufe vier. Flüsse in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Coburg, Bayreuth, Würzburg, Schweinfurt, Passau und im schwäbischen Landkreis Donau-Ries erreichten in der Nacht die Meldestufe drei. In Neustadt (Landkreis Coburg) könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Pegel des Flusses Steinach auf Meldestufe vier ansteige und damit eine Überschwemmung von bebautem Gebiet in großem Umfang möglich sei.
Angesichts ergiebiger Regenfälle blieb die Hochwasserlage auch in Teilen Hessens angespannt. An einzelnen Flusspegeln sei die Meldestufe 3 überschritten worden, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit. Am Sonntag sei an 30 Pegeln die Meldestufe 1, an neun Pegeln die Meldestufe 2 und am Pegel Bad Karlshafen/Weser die Meldestufe 3 überschritten gewesen.
Der anhaltende Dauerregen beschäftigte auch die Anwohnerinnen und Anwohner an den Flüssen und Bächen in Teilen von Nordrhein-Westfalen. Am Sonntag gaben örtliche Behörden in mehreren Landesteilen Warnungen heraus. So wurde etwa in Bünde und Erwitte in Ostwestfalen oder im sauerländischen Warstein und Mönninghausen vor Überflutungen gewarnt.
In Köln und Düsseldorf blieb die Lage am Rhein zunächst entspannt. Auch in Westfalen mussten Rettungskräfte eingreifen. In einem Vorort von Münster rettete die Feuerwehr am Wochenende eine Frau aus ihrem Auto, das in den überfluteten Bereich der Werse, einen Zufluss der Ems, geraten war. Im Ruhrgebiet machte auf einer Strecke der Dauerregen der Bahn zu schaffen. In Herdecke wurden Gleise der Strecke zwischen Dortmund und Hagen unterspült. Busse brachten die Kundinnen und Kunden an ihr Ziel.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bedankte sich auf der Plattform X bei "allen Einsatzkräften und den vielen Ehrenamtlichen, die sich in diesen Stunden gegen das drohende Hochwasser stemmen". Er verwies auf die amtliche Unwetterwarnung für Teile des Bundeslandes: "Bitte geben Sie aufeinander acht!"
Nach einer vorübergehenden leichten Entspannung dürften die Wasserstände in den Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz angesichts weiterer Regenfälle wieder deutlich steigen. Die Hochwasservorhersagezentrale des Bundeslandes verwies auf die weiter geltende Warnung des Deutschen Wetterdienstes vor Dauerregen.
Der komplette Fährverkehr zwischen Remagen-Kripp und Linz wurde am Montag eingestellt. Am Pegel Maxau am Oberrhein (Baden-Württemberg) rechnete die Hochwasservorhersagezentrale Rhein mit einem Höchststand um 760 Zentimeter. In Mainz werde voraussichtlich erst am Dienstag der Höchststand oberhalb eines zweijährlichen Hochwassers um 600 Zentimeter erreicht. Bis zum Jahreswechsel dürften dann die Wasserstände am Oberrhein fallen, hieß es. Im Bereich des Pegels Maxau wurde der Rhein für die Schifffahrt gesperrt. Bei Speyer, Worms und Mainz müssen Schiffe langsam und in der Mitte des Rheins fahren.
Am Mittelrhein wurde auch mit steigenden Wasserständen aufgrund der Hochwasserwellen aus Mosel und Oberrhein gerechnet. Demnach würden die Höchststände an den Pegeln Kaub und Koblenz voraussichtlich am Dienstag um 650 Zentimeter erreicht.