"Der Besuch ist für uns ein Segen und eine Botschaft des Friedens", berichtet der kongolesische Priester Anselme Ludiga vor der Reise des Heiligen Vaters. Das riesige Land am Äquator ist derzeit vom Frieden weit entfernt. Der seit Jahren schwelende Konflikt der Regierung mit den M23-Rebellen im Osten des Landes ist jüngst wieder eskaliert. Hunderttausende wurden in Folge der Gewalt vertrieben. Laut einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros im Kongo kam es im Ostkongo in den vergangenen Jahren tausendfach zu Folterungen und Vergewaltigungen.
Eigentlich wollte der Papst schon im Sommer 2022 die Reise machen, sagte dann aber aus gesundheitlichen Gründen ab. Damals stand ein Kurzbesuch in Goma im Ostkongo auf dem Programm - diesmal ist der Abstecher aus Sicherheitsgründen gestrichen. Mitte Januar kamen in jener Region zehn Menschen bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche ums Leben - nur Tage danach mindestens 20 Zivilisten bei einem Rebellenangriff.
Franziskus bleibt nun in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa, in der rund 17 Millionen Menschen leben. Weit mehr als eine Million Gläubige werden zu den öffentlichen Events mit dem Pontifex erwartet, vor allem bei einer Messe am Flughafen. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt wurden verstärkt und teilweise ganze Viertel abgesperrt.
In Kinshasa will der Papst Gewaltopfer aus Ostkongo treffen. Darüber hinaus hoffe Franziskus, mit dem Besuch zeigen zu können, wie schön in seinen Augen Afrika ist. Es gebe einen "geistigen Reichtum" der Leute, "Intelligenz, Größe, Kunst", wie er jüngst in einem Interview des spanischen Magazins "Mundo Negro" sagte. Er verurteilte, wie der Kontinent und seine Bewohner jahrhundertelang missbraucht wurden. "Diese Idee, dass Afrika existiert, um ausgebeutet zu werden, ist das größte Unrecht - aber sie ist im kollektiven Unterbewusstsein vieler Menschen und das muss geändert werden", forderte Franziskus.
Im Südsudan, in dessen Hauptstadt Juba der Papst am Freitag fliegt, kommt es regelmäßig zu blutigen Zusammenstößen verschiedener Stämme. Jüngst geriet die Gewalt so sehr außer Kontrolle, dass die UN dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir weitere Unterstützung anbot, um den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen.
In der noch sehr jungen Geschichte des christlichen Landes, das 2011 die Unabhängigkeit vom muslimisch dominierten Norden erlangte, spielte Papst Franziskus bereits eine große Rolle: 2019 lud er Präsident Kiir und dessen verfeindeten Vizepräsidenten Riek Machar in den Vatikan ein, betete mit ihnen und flehte sie um ein Ende des Konflikts an. Dann kniete er sich plötzlich vor den beiden und anderen Gästen aus dem Südsudan nieder und küsste ihnen die Füße. "Diese Geste hatte eine große Wirkung", erinnert sich Alfred Mahmoud Ambaro, ein Priester aus dem Südsudan, der derzeit in Rom studiert. Im Anschluss daran rauften sich die Gegner tatsächlich zusammen.
In Juba will Franziskus vor allem Migranten und Binnenflüchtlinge treffen, die vor der Gewalt und wegen Naturkatastrophen flohen. Begleitet wird er im Südsudan von Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury und Primas der anglikanischen Kirche, und Iain Greenshields, dem sogenannten Moderator der Kirche Schottlands.
Neben bewaffneten Konflikten verschärfen im Südsudan und im Kongo die Auswirkungen des Klimawandels die Lage. Im Südsudan waren nach UN-Angaben im vergangenen Jahr fast eine Million Menschen von Überschwemmungen betroffen. Kongos Hauptstadt Kinshasa wurde Ende des vergangenen Jahres von schweren Überflutungen und Erdrutschen überrascht - dabei starben mindestens 120 Menschen.
Die Reise in das schwülwarme Kinshasa und das heiße Juba werden dem Papst, der wegen seiner Knieprobleme weiterhin viel im Rollstuhl sitzt, viel abverlangen. Es wird sich zeigen, ob solche langen Trips für den 86-Jährigen künftig überhaupt noch möglich sind. Und auch wenn er selbst mögliche Rücktrittsgedanken immer wieder von sich weist - die Spekulationen um ein baldiges Ende von Franziskus' Pontifikat reißen im und um den Vatikan nicht ab.
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