Bei Robotyne sei es zugleich gelungen, russische Gegenangriffe abzuwehren, hieß es. Dies war zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Bei dem Ort Robotyne hat sich die ukrainische Armee in ihrer Gegenoffensive seit Juli am weitesten durch die gestaffelten russischen Verteidigungslinien hindurchgearbeitet. Dort haben sich die russischen Truppen in weitverzweigten Schützengräben verschanzt. Panzer werden mit Minen, Gräben und dreieckigen Betonsperren, sogenannten Drachenzähnen, abgewehrt.
Die Ukrainer kamen mit Panzern zunächst nicht durch diese Linien hindurch, zumal es an Unterstützung aus der Luft fehlte. In einer geänderten Taktik wurden die russischen Stellungen erst mit Artillerie sturmreif geschossen, dann mit kleinen Trupps von Fußsoldaten besetzt. Das Auftauchen ukrainischer Panzerfahrzeuge hinter dieser Linie belegt nach ISW-Einschätzung, dass diese sich dort jetzt wieder freier bewegen können.
Die Ukraine hofft, in dieser Richtung zum Asowschen Meer vorzudringen und die Landverbindung der Russen zur Halbinsel Krim abzuschneiden. Allerdings ist das Meer immer noch etwa 100 Kilometer entfernt. Experten bezweifeln, dass die ukrainischen Truppen dieses Ziel noch in diesem Jahr erreichen.
Die ersten US-Panzer M1 Abrams sollen unterdessen "nächste Woche" in der Ukraine eintreffen, sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag und sollen damit die Streitkräfte Kiews verstärken, um die Fortschritte der Offensive zu unterstützen. "Nächste Woche werden die ersten US-amerikanischen Abrams-Panzer in der Ukraine ausgeliefert", sagte Biden im Weißen Haus zusammen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj, der seinen zweiten Besuch in den USA seit der russischen Invasion seines Landes im Februar 2022 abgeschlossen hat.
Die Explosionen auf dem russischen Militärflugplatz Tschkalowski nahe Moskau in dieser Woche dürften im Kreml nach Einschätzung britischer Militärexperten auch Besorgnis hervorgerufen haben. "Das ist ein sensibler Ort, weil er spezialisierte Militärflugzeuge und VIP-Transportmittel für den russischen Führungszirkel beherbergt", hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine am Freitag. Besonders relevant seien Berichte über Schäden an einem Aufklärungsflugzeug, so die Briten.
Saboteure hatten nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR zwei Flugzeuge und einen Hubschrauber auf dem streng bewachten Flugplatz nahe Moskau zerstört. An den Maschinen wurde demnach Sprengstoff angebracht. Beide Seiten versuchen nach Einschätzung der Briten derzeit angesichts der relativ festgefahrenen Situation am Boden durch Schläge im Hinterland des Gegners einen Vorteil zu erlangen. Dabei seien die intensivierten weitreichenden Schläge der Russen auf die Ukraine wahrscheinlich teilweise eine Reaktion auf Vorfälle in Russland und der Krim.
Das russische Verteidigungsministerium hatte auf Telegram eine Erklärung veröffentlicht, in der es behauptet, einen Angriff auf die Halbinsel Krim vereitelt zu haben, die Russland 2014 einseitig von der Ukraine annektiert hatte. Darin heißt es: "Gegen 10.30 Uhr Moskauer Zeit wurde ein weiterer Versuch des Kiewer Regimes, einen Terroranschlag mit Flugzeuglenkraketen und UAVs auf Objekte auf dem Territorium der Russischen Föderation zu verüben, gestoppt. Vor der Westküste der Halbinsel Krim entdeckten und zerstörten diensthabende Flugabwehrsysteme eine ukrainische Lenkrakete und zwei Flugzeug-UAVs."
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