
Die Hamas habe die schlimmsten Morde verübt und werde das wieder tun, sagte der konservative Regierungschef. Die Terrororganisation hatte Israel am 7. Oktober überfallen und Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet. Israel hat rund 1200 Tote, überwiegend Zivilisten, zu beklagen. "Wir haben überhaupt keine Wahl, als die Hamas zu vernichten", sagte Netanjahu. Dabei werde Israel weiter alles dafür tun, Zivilisten im Gazastreifen möglichst zu schonen. Allerdings sind dort nach Hamas-Angaben schon fast 15 000 Menschen getötet und rund 36 000 Menschen verletzt worden. Weitere 7000 Bewohner des Küstenstreifens gelten als vermisst.
Netanjahu warnte auch Deutschland und Europa. Die Hamas sei Teil der sogenannten Achse des Terrors mit dem Iran, der Hisbollah im Libanon, den Huthis im Jemen und anderen. Deren Ziel sei es, zuerst den Nahen Osten zu erobern und dann die dunklen Zeiten des Mittelalters wieder heraufzubeschwören. "Wenn der Nahe Osten fällt, dann ist als nächstes Europa an der Reihe. Sie werden an der Reihe sein. Wir sind einfach nur im Moment an der Frontlinie unseres gemeinsamen Kampfes", sagte der Regierungschef. Zivilisierte Menschen müssten Haltung zeigen. "Das war gegen das Nazi-Regime so und gegen den IS", sagte Netanjahu.
Netanjahu lud Deutschland ein, zum Wiederaufbau im Gazastreifen nach einem Sieg Israels beizutragen. "Wir schätzen die Beziehungen sehr, die wir mit Deutschland haben", betonte er. Deutschland sei nach der Nazi-Diktatur ein anderes Land geworden, das enorme Veränderungen hin zur Zivilisation durchgemacht habe. "Und das muss auch die Hauptanstrengung sein hier, nachdem wir diesen Krieg beendet und die Hamas vernichtet haben", sagte Netanjahu.
Die am Freitagmorgen begonnene zunächst viertägige Feuerpause war unter den bislang geltenden Bedingungen um zwei Tage verlängert worden. Damit könnte sie bis Donnerstagmorgen dauern. Ob sie danach erneut verlängert werden würde, war zunächst unbekannt. Im Hintergrund gab es allerdings Bemühungen um eine Ausweitung. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, trafen die Chefs des US-amerikanischen Geheimdiensts CIA und des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad am Dienstag zu Gesprächen mit dem katarischen Ministerpräsidenten in Doha ein.
Wie gefährdet die Feuerpause ist, zeigte sich am Dienstag, als es zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen kam. Nach Angaben der israelischen Armee wurden israelische Soldaten beschossen, mehrere leicht verletzt. Diese hätten zurückgeschossen. Zudem seien insgesamt drei Sprengsätze neben Soldaten an zwei Standorten explodiert. Damit sei der Rahmen der Waffenruhe "verletzt worden", hieß es. Die Hamas bestätigte eine Konfrontation mit der israelischen Armee und warf Israel ihrerseits eine Verletzung der Waffenruhe vor. Die Terrororganisation betonte allerdings, sie fühle sich weiter an die Vereinbarung gebunden, solange Israel sich ebenfalls verpflichtet fühle.
Bei den Gesprächen in Doha zwischen CIA-Direktor William Burns und Mossad-Chef David Barnea sowie Katars Ministerpräsident Abdulrahman Al Thani gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person am Dienstag der dpa. Auch die nächsten Phasen eines möglichen Abkommens standen demnach bei dem Treffen, an dem auch ägyptische Vertreter teilnehmen sollten, auf der Tagesordnung. Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.
Die islamistische Terrororganisation Hamas rief für Mittwoch zu weltweiten Protesten und Solidaritätsmärschen mit den Menschen im Gazastreifen auf. Sie verwies dabei auf den Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk, der jährlich am 29. November begangen wird. In dem am Dienstag verbreiteten Aufruf warf die Hamas Israel unter anderem Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg vor, der am 7. Oktober begonnen hatte.