Wilders hatte bei der Wahl am Mittwoch 37 der 150 Parlamentssitze gewonnen. Die VVD verlor zehn Mandate und kam auf 24, nach dem rot-grünen Bündnis mit 25 Sitzen. Die VVD, Partei des scheidenden Premiers Mark Rutte, will zum ersten Mal nach 13 Jahren nicht mehr mitregieren. VVD-Chefin Dilan Yesilgöz begründete dies mit den großen Verlusten. Sie sei aber bereit, eine mögliche Minderheitsregierung zu tolerieren. Die 24 Sitze der VVD könnten Wilders tatsächlich eine funktionierende Mehrheit verschaffen.
"Die großen Gewinner dieser Wahlen sind die PVV und die (neue zentristische Partei) NSC", sagte sie dem öffentlich-rechtlichen Sender NOS. "Aber wir werden ein Mitte-Rechts-Kabinett ermöglichen – also werden wir das unterstützen und nicht blockieren." Ohne die Liberalen wird es Wilders schwer fallen, die 76 Sitze zu ergattern, die für die Bildung einer Mehrheit erforderlich sind. Die einzigen anderen potenziellen Partner sind der neu gegründete zentristische New Social Contract und die Mitte-Rechts-Farmer Citizens Movement.
Auf Vorschlag der Wilders-Partei für die Freiheit PVV wurde ein Sondierer beauftragt. Er soll Chancen einer Koalition ausloten. Es ist ein langjähriger Abgeordneter der PVV in der Ersten Kammer des Parlaments (vergleichbar dem Bundesrat). Die Sondierungsgespräche sollen am Montag starten. "Wir haben konstruktiv begonnen", sagte Wilders. Durch ihre Entscheidung, nicht dem Kabinett beizutreten, hat Yesilgöz auch den Druck auf Omtzigt erhöht, einer Koalition beizutreten, da er mit 20 Sitzen die einzige andere noch verfügbare Top-4-Partei ist. Omtzigt sagte, ihre Ankündigung kurz vor Beginn der Sondierungsverhandlungen über die Koalition sei seltsam und mache den gesamten Prozess komplizierter.
Wilders könnte neuer Ministerpräsident der Niederlande werden. Doch dafür müsste er wahrscheinlich potenzielle Koalitionspartner davon überzeugen, dass er seine islamfeindliche Politik einschränkt. Im Wahlprogramm der PVV heißt es, die Niederlande seien "kein islamisches Land". Im Land sollte es "keine islamischen Schulen, Korane und Moscheen" geben, fordert sie. Gemäß der niederländischen Verfassung ist Diskriminierung beruhend auf der Religion verboten.