Die Gruppe um Yuming Guo von der Monash University in Melbourne (Australien) hatte die Feinstaubbelastung auf Basis von Messwerten und Computermodellen für die Jahre 2000 bis 2019 ermittelt. PM2,5-Partikel können teils bis in die Lungenbläschen und in die Blutbahn vordringen. Langfristige Feinstaubbelastung kann zu Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs führen.
Nach WHO-Angaben sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen vorzeitig infolge von Luftverschmutzung. Nach Daten der EU-Umweltagentur EEA starben allein in der EU im Jahr 2020 rund 240.000 Menschen durch die Belastung der Luft in ihrer Umgebung mit Feinstaub vorzeitig. Feinstaub entsteht dem Umweltbundesamt (Uba) zufolge etwa im Verkehr, in Kraft- und Fernheizwerken, Öfen und Heizungen sowie bei der Metall- und Stahlerzeugung. Er kann auch natürlichen Ursprungs sein - etwa als Folge von Bodenerosion. In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Quelle. Ein weiterer wichtiger Verursacher ist die Landwirtschaft: Die Emissionen gasförmiger Vorläuferstoffe, insbesondere die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung, tragen zur sekundären Feinstaubbildung bei, wie es beim Uba heißt.
Im Hinblick auf die aktuelle Studie spricht Roland Schrödner vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig von einem vielversprechenden Ansatz, der zumindest für die Regionen mit Messstationen plausible Daten liefere. Der Forscher, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, gibt aber auch zu bedenken, dass die berücksichtigte Partikelgröße PM2,5 nur ein Kompromiss sei. Gesundheitsgefährdend seien hauptsächlich Partikel der Größe PM1, also mit einem Mikrometer oder weniger Durchmesser, die eine Untergruppe der Kategorie PM2,5 darstellen. Künftig könnten und müssten die Größenkategorien von Feinstaub genauer erfasst werden. Außerdem komme es auf die chemische Zusammensetzung an. Die WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2,5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt, weil Studien gezeigt hatten, wie stark die Gesundheit unter Luftverschmutzung leidet. Für die mittlere jährliche Belastung wurde der Richtwert von 10 auf 5 Mikrogramm (tausendstel Gramm) pro Kubikmeter Luft verringert. In Deutschland wurde dieser Wert im Jahr 2022 nach Uba-Angaben an fast allen der etwa 200 Messstationen überschritten.
"Eine Fülle von Beweisen hat die nachteiligen Auswirkungen einer kurzfristigen und langfristigen Exposition gegenüber PM2,5 in der Umgebungsluft auf die menschliche Gesundheit gestützt, selbst bei niedrigen PM2,5-Konzentrationen", schreiben Guo und Kollegen. Das Team hatte Feinstaub-Messwerte von 5446 Stationen in 65 Ländern als Basis für ein Computermodell genommen, das den weltweiten Transport von Substanzen durch die Luft nachbildet. Ergänzt um Daten zu Wetter, Klima, Landnutzung und geografischen Gegebenheiten wurde die weltweite tägliche PM2,5-Feinstaubbelastung mit einer Auflösung von etwa zehn mal zehn Kilometern berechnet. Die Forscher gehen davon aus, dass ihr Modell auch realistische Werte für die Regionen liefert, in denen keine Messstationen stehen.
Für den Zeitraum 2000 bis 2019 wurde ein weltweiter PM2,5-Jahresdurchschnitt von 32,8 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ermittelt. Am höchsten lag der Wert demnach mit etwa 50 in Ostasien (mit China), gefolgt von Südasien mit 37,2 und Nordafrika mit 30,1. Die niedrigsten Werte wiesen Australien und Neuseeland (8,5), das übrige Ozeanien (12,6) und Südamerika (15,6) auf. Der von der WHO empfohlene Tageshöchstwert von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde weltweit an mehr als 70 Prozent aller Tage überschritten, in Ost- und Südasien sogar an mehr 90 Prozent aller Tage.
Einen Rückgang der Feinstaubbelastung gab es der Analyse zufolge in Europa sowie in einigen Regionen Nordamerikas und Afrikas. In Europa wurde der empfohlene Tageshöchstwert im Jahr 2000 noch an knapp 60 Prozent aller Tage überschritten, 2019 waren es nur noch 25 Prozent aller Tage. In Nordeuropa lagen die Werte dabei deutlich niedriger als in den übrigen Regionen des Kontinents.
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