In einem Interview der "Welt am Sonntag" betonte Bach, er sehe nicht, wie die Entscheidung den Kriegsverlauf zugunsten Moskaus beeinflussen sollte. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 verwies darauf, dass die Starterinnen und Starter ohne Flagge, ohne nationale Identifikation und ohne Hymne antreten müssten und nicht dem Militär oder den Sicherheitsbehörden angehören dürften. "Damit wird die Sanktionierung dieser Regierung der gesamten Welt noch einmal vor Augen geführt", sagte Bach. Bisher seien sechs Athleten mit russischem Pass für Olympia qualifiziert.
Einen Boykott der Spiele durch die Ukraine befürchte er nicht. "Warum sollte die Ukraine ihre eigenen Athleten für die Invasion der russischen Armee in der Ukraine bestrafen und ihnen den Traum von Olympia nehmen?", fragte Bach. "Man ist kein Kriegsunterstützer, nur wenn man nicht jede Forderung der Ukraine erfüllt, zumal wir die ukrainischen Athleten seit Kriegsbeginn mit nie zuvor dagewesener Solidarität unterstützen."
Aus den Reaktionen schließt Bach, dass keine der beiden Seiten zufrieden ist. "Das heißt, wir haben offensichtlich einen guten Mittelweg gefunden", erklärte der in Kürze 70 Jahre alt werdende IOC-Präsident.
Eine mögliche Verlegung der Olympia-Wettbewerbe 2026 im Bob, Rodeln und Skeleton aus Italien nach Deutschland kommt nicht infrage, sollten russische Teilnehmer nicht einreisen dürfen. "So ist es", sagte Bach. Auf entsprechende Fragen habe er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im vorigen Jahr beim G20-Gipfel in Indonesien angesprochen. "Seitdem ist der Gesprächsfaden leider gerissen", sagte Bach. Trotz des derzeitigen Fehlens einer eigenen Bahn sollen die Wettbewerbe der Spiele von Mailand und Cortina d'Ampezzo aber in Italien stattfinden, hatte Sportminister Andrea Abodi zuletzt unterstrichen.