Die Lage im Gazastreifen verschlechtert sich zunehmend, da die israelische Armee weiterhin gegen Ziele der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) vorgeht. Diese Militäraktionen haben zu erheblichen Verlusten und einer humanitären Krise geführt, die Tausende von Palästinensern zur Flucht zwingt.
Laut Angaben des israelischen Militärs wurden bei den jüngsten Operationen in der Stadt Gaza Dutzende Terroristen eliminiert. In einer Erklärung hieß es, dass die Einsatzkräfte seit mehreren Tagen in den Gebieten Shijaiyah und Rafah aktiv seien, um gegen militante Gruppen vorzugehen. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete jedoch, dass bei den Angriffen 16 Palästinenser getötet und Dutzende verletzt wurden. Besonders tragisch war ein Angriff auf ein Gebäude in der Stadt Gaza, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen. Retter konnten anschließend ein Kleinkind lebend bergen.
Die Berichte über die Evakuierung des Al-Ahli-Krankenhauses haben zu einer Kontroverse geführt. Laut Wafa wurden Mediziner des Krankenhauses gezwungen, die Klinik zu schließen, nachdem die Umgebung unter heftigen Beschuss geraten war. Israels Militär bestritt diese Darstellung und erklärte, dass zwar Zivilisten aufgefordert wurden, die Kampfgebiete zu verlassen, dieser Aufruf jedoch nicht für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen galt. Dennoch hatten etliche Menschen, darunter auch Patienten, das Krankenhaus verlassen.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Die israelische Armee hat in den ersten Kriegswochen die Räumung des nördlichen Gazastreifens angeordnet und verhindert die Rückkehr der meisten Menschen. Hunderttausende Palästinenser leben in Notunterkünften oder in den Ruinen ihrer Häuser. Sayeda Abdel-Baki, eine Mutter von drei Kindern, berichtet: „Wir sind in der Dunkelheit geflohen, inmitten schwerer Angriffe. Das ist meine fünfte Vertreibung.“
Artillerie- und Panzerbeschuss sowie Luftangriffe haben das Gebiet weiter destabilisiert. Das Gesundheitsministerium von Gaza, das nur begrenzten Zugang zum Norden hat, meldete zunächst keine Opferzahlen. Schätzungen des von der Hamas geführten Ministeriums gehen jedoch davon aus, dass durch Israels Angriffe insgesamt etwa 38.000 Menschen getötet wurden, ohne zwischen Zivilisten und Kämpfern zu unterscheiden.
Israel hat zusätzliche Evakuierungsbefehle für Gebiete im Zentrum von Gaza erlassen. Das Militär erklärte, es habe Geheimdienstinformationen, die zeigten, dass sich Militante der Hamas und des Islamischen Dschihad in diesen Gebieten aufhielten, und forderte die Bewohner auf, sich in den Süden zu begeben. Israel wirft den militanten Gruppen vor, sich unter Zivilisten zu verstecken und zivile Einrichtungen wie Schulen und Kliniken in militante Lager umzuwandeln.
Trotz intensiver Verhandlungen scheint eine Lösung für den Konflikt in weiter Ferne. Israel und die Hamas stehen angeblich kurz vor einem Waffenstillstand, bei dem die Freilassung von Dutzenden Geiseln gegen die Einstellung der Kämpfe gehandelt wird. CIA-Direktor William Burns und eine israelische Delegation befinden sich in Kairo, um weitere Gespräche zu führen. Die Hamas hat angekündigt, von ihrer zentralen Forderung abzurücken, dass Israel den Krieg dauerhaft beendet, fordert jedoch weiterhin Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand.
Der politische Führer der Hamas, Ismail Haniyeh, warnte vor katastrophalen Konsequenzen, falls Israel seine Operationen in Gaza-Stadt fortsetze. Er erklärte, dass Netanjahu und die Armee die volle Verantwortung für das Scheitern der Gespräche tragen würden. Ein weiterer Streitpunkt ist die Freilassung prominenter Gefangener, die Israel im Austausch gegen die Geiseln freilassen soll. Israel möchte nicht, dass die Hamas bestimmt, wer freigelassen wird, insbesondere wenn diese Personen wegen der Tötung von Israelis verurteilt wurden.
Die Situation im Gazastreifen bleibt äußerst angespannt und gefährlich. Die fortgesetzten militärischen Operationen und die humanitäre Krise erschweren die Verhandlungen über einen Waffenstillstand erheblich. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Sorge, während die Bewohner von Gaza weiterhin unter den schweren Kämpfen leiden und versuchen, einen sicheren Zufluchtsort zu finden.