US-Beamte bestätigten Fortschritte bei den Bemühungen um eine Wiederaufnahme der indirekten Verhandlungen, obwohl noch kein konkreter Termin feststeht, wie das US-Nachrichtenportal "Axios" meldet. Parallel dazu setzt die israelische Armee ihre Militäroperationen im Gazastreifen fort, ungeachtet der Aufforderung des Internationalen Gerichtshofs (IGH), den Einsatz in Rafah im Süden des Küstenstreifens sofort zu beenden.
In Israel kam es erneut zu massiven Protesten gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Die Demonstranten fordern seinen Rücktritt, vorgezogene Wahlen und eine Einigung über die Freilassung der von der Hamas in Gaza festgehaltenen Geiseln. Bei einer zentralen Kundgebung in Tel Aviv mit nach Angaben der Organisatoren mehr als 80.000 Teilnehmern kam es zu Festnahmen. Die Protestierenden werfen Netanjahu vor, Warnungen vor dem Überfall der Hamas am 7. Oktober ignoriert zu haben und machen ihn für das Schicksal der Geiseln verantwortlich. Sie betonen, dass, falls keine Einigung über die Freilassung der Geiseln erzielt wird, Israel gezwungen sein könnte, den Krieg ohne die Rückkehr der Geiseln zu beenden.
Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, waren vor zwei Wochen nach mehrtägigen Gesprächen in Kairo und Doha ins Stocken geraten. Die Verhandlungen konzentrieren sich darauf, dass die Hamas die von ihr verschleppten israelischen Geiseln freilässt. Im Gegenzug soll Israel eine große Zahl palästinensischer Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen. Zudem soll Israel seinen Militäreinsatz im Gazastreifen einstellen, wobei umstritten ist, ob dies zeitlich befristet oder endgültig geschehen soll.
Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, präsentierte bei einem Treffen mit CIA-Direktor William Burns und Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani in Paris Punkte einer "aktualisierten" Position Israels, berichtete "Axios". Das israelische Kriegskabinett hatte zuvor den Handlungsspielraum des eigenen Verhandlungsteams erweitert, was offenbar die Fortsetzung der indirekten Gespräche ermöglichte. Es bleibt jedoch unklar, ob die Hamas an den Verhandlungstisch zurückkehren wird. Vertreter der Hamas äußerten, dass die israelische Seite Flexibilität in einigen Punkten gezeigt habe, aber noch nichts Konkretes vorliege.
Stürmischer Seegang und hohe Wellen beschädigten die provisorische Anlegestelle für humanitäre Lieferungen in den Gazastreifen, die vor gut einer Woche fertiggestellt wurde. Vier an der Mission beteiligte US-Militärschiffe lösten sich aus ihrer Verankerung, wie das für den Nahen Osten zuständige US-Regionalkommando (Centcom) mitteilte. Zwei der Schiffe ankerten nun am Strand nahe dem temporären Pier vor dem Gazastreifen, die beiden anderen strandeten vor der israelischen Küste bei Aschkelon. Es gab keine Verletzten und der Pier bleibt funktionsfähig.
Die israelische Botschaft in Madrid wies die Aussage der spanischen Verteidigungsministerin Margarita Robles, in Gaza geschehe "ein wahrer Völkermord", zurück. Robles hatte am Rande der Feierlichkeiten zum Tag der Streitkräfte in Spanien gesagt: "Spanien ist immer sehr solidarisch. Wir dürfen nicht vergessen, dass in der Ukraine Menschen sterben, es ist ein schrecklicher Krieg, und wir dürfen auch nicht ignorieren, dass das, was in Gaza derzeit passiert, ein wahrer Völkermord ist". Israels Botschaft bezeichnete diese Aussage als Übernahme des falschen und unbegründeten Narrativs der terroristischen Hamas-Organisation.
Die israelischen Streitkräfte setzen ihre Kämpfe im abgeriegelten Gazastreifen gegen die Hamas fort. Behauptungen der Hamas, sie hätten bei Kämpfen in Dschabalia im Norden des Küstengebiets israelische Soldaten gefangen genommen, wurden umgehend als falsch zurückgewiesen. Die israelische Armee stellte klar, dass es keinen Vorfall gibt, bei dem ein Soldat entführt wurde. In Dschabalia und Rafah töteten die israelischen Truppen mehrere feindliche Kämpfer, zerstörten Raketenabschussstellungen und Tunnelschächte und fanden eine große Menge an Waffen. Der Internationale Gerichtshof hatte Israel zur sofortigen Beendigung des Einsatzes in Rafah aufgefordert, jedoch sind die Entscheidungen des Gerichts bindend, ohne jedoch über Machtmittel zur Durchsetzung zu verfügen. Israel verweist weiterhin auf sein Recht zur Selbstverteidigung.