Es gebe keine Beweise dafür, dass Hanebuth irgendeine Person eingeschüchtert habe oder dass er sich dauerhaft in Spanien mit der Absicht niedergelassen habe, um als Chef der Hells Angels auf den Balearen "kriminelle Aktivitäten" fortzuführen, wegen derer gegen ihn in Deutschland ermittelt worden sei. "Ich bin erleichtert, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat. Ich habe immer wieder gesagt, dass ich unschuldig bin. Angst vor einer Haftstrafe hatte ich nicht, ich habe vor nichts Angst. Die Zeit in Untersuchungshaft war nicht ohne und hat vieles kaputt gemacht", wird Hanebuth zitiert.
In dem Prozess gegen insgesamt 45 Angeklagte ging es vor allem darum festzustellen, ob die Hells Angels auf Mallorca eine kriminelle Vereinigung darstellten. So sah es die Staatsanwaltschaft, und sie hielt Hanebuth für den Kopf der Organisation. Sie forderte für ihn deswegen und wegen anderer Delikte zwölf Jahre Haft. Er saß bereits vom 23. Juli 2013 bis zum 27. Juli 2015 in Spanien in Untersuchungshaft.
Das Gericht schreibt in seinem 489 Seiten langen Urteil, dass die meisten Angeklagten Verbindungen zum Hells Angels Motor Club gehabt hätten, "ohne dass es Beweise dafür gibt, dass die mit diesem verbundenen Personen Teil einer hierarchischen kriminellen Struktur sind, die den Anschein von Dauerhaftigkeit erweckt und in der jedes ihrer Mitglieder eine spezifische Rolle übernimmt, nach Art eines kriminellen Unternehmens, das sich der Erzielung von Gewinnen widmet, die in einen gemeinsamen Fonds eingezahlt werden, um den Bedarf dieser Struktur zu decken und die angeblichen kriminellen Aktivitäten fortzusetzen".
Das heißt: Die Hells Angels auf Mallorca unter der Führung von Frank Hanebuth waren nach Ansicht des Gerichts keine kriminelle Vereinigung, was nicht ausschließt, dass einige ihrer Mitglieder Delikte begangen haben. Schon während des Prozesses Anfang des Jahres in der Nähe von Madrid gaben 35 der Beklagten ein Schuldeingeständnis ab – Frank Hanebuth nicht. 32 von ihnen hat das Gericht zu Haftstrafen von unter zwei Jahren verurteilt. Hanebuth bekam Freispruch – "nach zehn Jahren Horror und zwei Jahren Untersuchungshaft", sagte seine Anwältin Ana Madera nach Bekanntwerden des Urteils.
Hanebuth war im Sommer 2013 bei einer spektakulären Razzia auf Mallorca zusammen mit mehreren anderen Männern festgenommen worden. Er soll nach Auffassung der Anklage die Hells Angels auf der Ferieninsel angeführt haben. Nach zwei Jahren hinter Gittern war Hanebuth im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Cádiz im Süden Spaniens entlassen worden. Erst 2017 durfte er das Land verlassen und kehrte nach Deutschland zurück.
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