Unter den NATO-Verbündeten herrscht zunehmende Einigkeit darüber, dass der jüngste Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Moskau unnötig und kontraproduktiv war. Kritiker betonen, dass Orbán die Realität der russischen Aggression gegen die Ukraine nicht anerkannt hat und dass seine Annäherungsversuche an Russland weder hilfreich noch förderlich für den Frieden sind.
In Washington äußerten sich NATO-Verbündete äußerst kritisch zu Orbáns Moskau-Reise. Michael Carpenter, der US-Sonderberater für Europa im Nationalen Sicherheitsrat, erklärte gegenüber Reportern, dass Orbáns Besuch nicht zum Friedensprozess beigetragen habe. "Wir sehen nicht, dass es den Friedensprozess voranbringt, und der Ukraine hilft es ganz sicher nicht", sagte Carpenter. Er fügte hinzu, dass die Mission nicht koordiniert war und zum Scheitern verurteilt war, da Putin kein Interesse an Frieden habe, sondern die Kontrolle über die Ukraine anstrebe.
Der ehemalige US-Botschafter bei der NATO, Ivo Daalder, der heute CEO des Chicago Council of Global Affairs ist, äußerte sich ebenfalls kritisch zu Orbáns Moskau-Besuch. Daalder betonte, dass Orbán zu unbedeutend sei, um die Sicherheit des Westens ernsthaft zu gefährden. "Orbán ist zu unbedeutend und zu klein, um die Sicherheit des Westens zu beeinflussen", sagte Daalder gegenüber Euronews. "Letztendlich ist er einfach nicht wichtig genug. Letztendlich ist er nicht in der Lage, einen anderen Kurs einzuschlagen. Letztendlich muss er sich dem anschließen, was die Mehrheit, die große Mehrheit, was die meisten Menschen wollen."
Daalder äußerte zudem Besorgnis über den Aufstieg rechtsextremer Parteien in Europa und den USA. Er erklärte, dass diese politischen Strömungen die Einheit und das Vertrauen bedrohen, die für das Funktionieren der NATO und anderer internationaler Institutionen erforderlich sind. "Es gibt sicherlich einen Wind, der ziemlich stark nach rechts weht. Und wir sehen das in ganz Europa und sogar in den Vereinigten Staaten in Hülle und Fülle", fügte Daalder hinzu. Er warnte, dass die extreme Rechte nicht nur autoritärere Gesinnungen vertrete, sondern auch stärker nationalistisch sei, was dem Versprechen kollektiver Sicherheit zuwiderlaufe.
Daalder hob hervor, dass in einer Welt, in der die Europäische Union auf geteilter Souveränität beruhe und die NATO die Idee kollektiver Sicherheit vertrete, die Sicherheit des Nachbarn von entscheidender Bedeutung für die eigene Sicherheit sei. "Und das in einer Welt, in der es in der Europäischen Union um geteilte Souveränität geht und in der NATO die Idee der kollektiven Sicherheit im Vordergrund steht, also die Vorstellung, dass die Sicherheit des Nachbarn von entscheidender Bedeutung für die eigene Sicherheit ist", sagte er.
Neben der Kritik an Orbáns Moskau-Besuch forderte Daalder, dass sowohl die Ukraine als auch die NATO mehr tun müssten, um die Wahrscheinlichkeit einer Niederlage Russlands zu erhöhen. Dazu gehöre auch die Mobilisierung jüngerer Männer und Frauen für den Kampf in den ukrainischen Streitkräften. "Die Ukraine muss Arbeitskräfte mobilisieren. Dies ist ein Krieg, der von 40-Jährigen geführt wird. Kein anderer Krieg in der Geschichte wurde von 40-Jährigen geführt." Er betonte die Notwendigkeit, jüngere Soldaten in den Kampf zu schicken: "Sie brauchen 18-Jährige, Sie brauchen 20-Jährige, Sie brauchen 21-Jährige, denn auf diese sind alle Armeen im Rest der Welt angewiesen."
Auf dem NATO-Gipfel in Washington, wo die Verbündeten das 75-jährige Bestehen des Bündnisses feiern, äußerte Daalder auch Kritik an den Ambitionen der Verbündeten für diesen bedeutsamen Gipfel. Er argumentierte, dass die Ukraine eingeladen werden sollte, dem Bündnis beizutreten. "Es wäre besser gewesen, wenn wir uns stärker für eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine eingesetzt hätten." Daalder fügte hinzu, dass es nicht ausreiche, lediglich zu sagen, dass die Ukraine Mitglied werden soll. "Russland wird sein Ziel, die Ukraine zu kontrollieren, nicht aufgeben, solange die Ukraine nicht in die westlichen Institutionen, in die Europäische Union und in die NATO integriert ist."
Die kritischen Stimmen innerhalb der NATO und insbesondere aus Washington verdeutlichen die Spannungen, die durch Orbáns Besuch in Moskau ausgelöst wurden. Es herrscht breite Einigkeit darüber, dass seine Annäherungsversuche an Russland nicht hilfreich waren und die russische Aggression gegen die Ukraine nicht anerkannten. Die NATO-Verbündeten betonen die Notwendigkeit kollektiver Sicherheit und die Bedeutung einer stärkeren Unterstützung der Ukraine, um den Frieden und die Stabilität in der Region zu gewährleisten.