Inmitten anhaltender Kämpfe im russischen Gebiet Kursk und wachsendem Druck auf die ukrainische Armee in der Ostukraine, ist die Situation für die Ukraine angespannt. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass trotz einer Schwächung der russischen Militärpräsenz im Donezk-Gebiet die Lage nach wie vor äußerst kritisch ist. Die Ukraine bereitet sich zudem auf den nahenden Winter vor, während hohe Besuche aus Brüssel und Washington anstehen.
Laut Selenskyj haben die ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Donezk signifikante Fortschritte erzielt, insbesondere in den Kämpfen um Kurachowe und Pokrowsk. Täglich kommt es zu schweren Auseinandersetzungen. In seiner Videoansprache wies Selenskyj darauf hin, dass alles unternommen werde, um die Kampfkraft der ukrainischen Brigaden aufrechtzuerhalten.
Im Grenzgebiet Kursk betonte Selenskyj, dass zehntausende russische Soldaten gebunden seien und zahlreiche Gefangene gemacht worden seien. Die Verifizierung dieser Informationen bleibt aufgrund der propagandistischen Natur der Kriegsberichterstattung jedoch schwierig.
Am Freitag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew erwartet, um Gespräche über die Energieversorgung der Ukraine im Winter zu führen. Selenskyj betonte, dass die Energiefrage höchste Priorität habe, da die Ukraine auf Unterstützung angewiesen ist, um die durch die russischen Angriffe geschädigte Infrastruktur zu reparieren.
In der kommenden Woche wird Selenskyj außerdem von US-Präsident Joe Biden empfangen, wo er einen "Plan für den Sieg" im Krieg gegen Russland präsentieren möchte. Neben Biden wird Selenskyj auch Vizepräsidentin Kamala Harris treffen, die als Kandidatin der Demokraten zur Präsidentschaftswahl im November antreten wird.
Der ukrainische Präsident äußerte sich besorgt über einen russischen Bombenangriff auf die Stadt Sumy, bei dem eine Frau getötet und mindestens 13 weitere verletzt wurden. Selenskyj kritisierte, dass Russland gezielt zivile Ziele angreife, was die humanitäre Lage weiter verschärft.
In der gesamten Ukraine haben die militärischen Auseinandersetzungen auch zu einem Anstieg der zivilen Opfer geführt. Berichten zufolge sind allein im Gebiet Kursk im September 23 Zivilisten getötet worden. Die ukrainische Militärführung spricht von über 90 russischen Angriffen entlang der Frontlinie, die größtenteils abgewehrt wurden.
Die Vereinten Nationen warnen vor langen Stromausfällen im Winter, bedingt durch die Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Experten prognostizieren, dass die Ukrainer mit Stromabschaltungen von 4 bis 18 Stunden täglich rechnen müssen, was besonders für Hochhausbewohner problematisch sein könnte, die auf elektrische Pumpen für Wasser- und Heizungsversorgung angewiesen sind.
Zusätzlich werden die Auswirkungen auf Kanalisationssysteme und Kläranlagen befürchtet. Sollte die Stromversorgung länger als drei Tage unterbrochen werden, könnte ungeklärtes Abwasser in Flüsse geleitet werden müssen, was erhebliche Umweltschäden zur Folge hätte.
In einem Schritt zur Unterstützung der Ukraine kündigte von der Leyen an, dass die EU 160 Millionen Euro für die Reparatur beschädigter Stromanlagen bereitstellen wird. Davon sind 60 Millionen Euro für Heizungen und Unterkünfte für Vertriebene vorgesehen. Die internationale Energiebehörde (IEA) schätzt, dass seit Beginn des Krieges im Februar 2022 zwei Drittel der ukrainischen Stromproduktion zerstört wurden.
Die Ukraine sieht sich in einem kritischen Moment des Konflikts, in dem militärische, humanitäre und energiepolitische Herausforderungen eng miteinander verwoben sind. Der bevorstehende Winter wird entscheidend für die ukrainische Zivilbevölkerung und die Frontkräfte sein. Internationale Unterstützung, sowohl politisch als auch materiell, wird entscheidend sein, um den Herausforderungen dieser Zeit zu begegnen und die Widerstandsfähigkeit der Ukraine aufrechtzuerhalten.