Nach Schätzungen des führenden Epidemiologen Wu Zunyou vom nationalen Gesundheitsamt (CDC) dürften sich bereits bis zu 80 Prozent aller Chinesen mit dem Virus angesteckt haben - mehr als eine Milliarde. Es gab große Bedenken, dass die Reisewell des diesjährigen Frühlingsfestes das Coronavirus schnell in abgelegenere Gebiete mit tödlicher Wirkung verbreiten könnte. Die Regierung warnte die Menschen in den Städten, dieses Jahr nicht nach Hause zu fahren, wenn sich ihre älteren Verwandten noch nicht angesteckt hätten.
Die Sargmacher der nördlichen Provinz Shanxi waren fleißig. Geschickten Handwerkern, die kunstvolle Dekorationen in das frisch geschnittene Holz schnitzten. In den letzten Monaten, sagen sie, hatten sie keine Zeit aufzuhören. Ein Dorfbewohner erzählte, dass die Särge zeitweise ausverkauft waren. Lachend mit einer Dosis schwarzen Humors, den man in der Gegend findet, fügte er hinzu, dass diejenigen in der Bestattungsbranche "ein kleines Vermögen verdient" hätten. Doktor Dong Yongming, der eine sehr kleine Dorfklinik betreibt, glaubt, dass sich mindestens 80 % der Bewohner dort bereits mit Covid infiziert hätten. "Alle Dorfbewohner kommen zu uns, wenn sie krank sind", sagte er. "Wir sind die einzige Klinik hier." Die meisten, die dort gestorben seien, hätten Grunderkrankungen, sagte er. In Bezug auf die Verwaltung der Medikamente, die sie hatten, als Covid das Dorf traf, sagte Dr. Dong, dass sie keine Medikamente an Menschen verkaufen würden, die über ihren Bedarf hinausgehen.
Es wurde viel über die tatsächliche Zahl der Todesfälle durch Covid in China diskutiert, nachdem das Virus seine Hauptstädte heimgesucht hatte. Aber diese Todesfälle wurden nur aus den Krankenhäusern gemeldet. Auf dem Land gibt es nur spärliche medizinische Einrichtungen und die zu Hause Verstorbenen werden meist nicht gezählt. Es gibt nicht einmal eine offizielle Schätzung für die Zahl der Toten aus den Dörfern.
Wurden ursprünglich zwei Infektionskurven vorhergesagt, wird jetzt vielmehr eine größere und längere Welle erwartet, was den Druck auf Krankenhäuser noch erhöhen dürfte und eine höhere Sterblichkeit erwarten lasse, berichteten die Forscher von Airfinity. Ihre neu vorgelegten Hochrechnungen berücksichtigen Berichte, wonach einige inländische Provinzen, darunter Henan, Gansu, Qinghai und Yunnan, den Höhepunkt ihrer Infektionswelle bereits erreicht haben.
Nach fast drei Jahren hatte China vor sieben Wochen seine strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt aufgegeben. Die Maßnahmen konnten das Virus nicht mehr stoppen und belasteten die zweitgrößte Volkswirtschaft. Begründet wurde die völlige Lockerung mit leichteren Krankheitsverläufen durch die Omikron-Variante. Seither rollt eine große Infektionswelle durch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Krankenhäuser und Krematorien sind überlastet, viele Medikamente ausverkauft.
Offizielle Zahlen über das Ausmaß der Infektionen werden nicht mehr veröffentlicht. Mitte Januar meldete Chinas Gesundheitskommission, dass rund 60.000 meist ältere Menschen seit Anfang Dezember an oder mit einer Corona-Infektion gestorben seien. Ausländische Experten halten die Zahlen aber für unrealistisch.
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