Die diesjährige Konferenz ist sogar wichtiger denn je: Nach einem Sommer, der weltweit Klimarekorde gebrochen hat – mit überhitzten Weltmeeren, Überflutungen und gefährlichen Waldbränden. Nach Studien, die nahelegen, dass die 1,5-Grad-Marke schneller erreicht werden könnte als angenommen. Und einem Oktober, der der wärmste Oktober seit 125.000 Jahren gewesen ist. "Die Dringlichkeit ehrgeiziger Klimamaßnahmen für die COP28 war noch nie so groß wie heute", sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service. Austragungsort der diesjährigen Weltklimakonferenz ist Dubai, die größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Die COP28 beginnt am 30. November und endet am 12. Dezember.
Das gerade ein reicher Ölstaat zum Gastgeber der Konferenz ernannt wurde, hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt. "Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht", sagte etwa Greenpeace-Chef Martin Kaiser Anfang Juni. Zum einen verstärkt die Erdölgewinnung den Klimawandel, zum anderen standen die Erdöl fördernden Staaten bisher immer auf der Bremse, wenn es darum ging, neue Klimaschutzmaßnahmen zu verhängen. Sie fürchten, dass diese ihre Wirtschaft schwächen könnten. David Ryfisch, Leiter Internationale Klimapolitik bei der Umweltschutzorganisation Germanwatch, warnte daher: "Alles deutet darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als kommende Präsidentschaft der Weltklimakonferenz versuchen werden, ihre Agenda zur Verlängerung des Zeitalters von Öl und Gas massiv voranzutreiben." Der Industrieminister der Emirate, Sultan Ahmed Al Jaber, teilte mit, sein Land wolle einen Konsens in strittigen Punkten herstellen. Sein Ziel sei ein ebenso "ausgewogenes wie ehrgeiziges Ergebnis" der Konferenz.
Die letzte Weltklimakonferenz fand im November vergangenen Jahres in Scharm el Scheich in Ägypten statt. Die zweiwöchigen Verhandlungen hatten lediglich bei den Finanzhilfen für ärmere Staaten einen echten Fortschritt gebracht. Die teilnehmenden Regierungen einigten sich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern. Der neue Ausgleichsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern – etwa immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind.
Der Ausgleichsfonds war aber noch mit Unsicherheiten behaftet. Zum Beispiel war nicht klar, wer dort einzahlt und nach welchen Kriterien das Geld später verteilt wird. Bei der dringend notwendigen Senkung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase kamen die Verhandlungsteilnehmerinnen und Verhandlungsteilnehmer dagegen nicht voran.
An der Weltklimakonferenz nehmen 197 Staaten teil, plus die Europäische Union. Die Abkürzung COP steht für "Conference of the Parties": Gemeint ist das Treffen aller Vertragsparteien unter der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Im Grunde sind also alle Länder der Erde bei dem Treffen in Dubai vertreten.
Die Weltklimakonferenz findet in der Regel jedes Jahr an wechselnden Orten statt. Eine Ausnahme war zuletzt das Jahr 2020. Damals wurde die Konferenz wegen der grassierenden Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Zuletzt gab es Gerüchte, dass auch die diesjährige COP verschoben, wenn nicht sogar ganz abgesagt werden könnte. Darüber berichtete etwa der "Spiegel". Als Grund wurde der Nahostkonflikt genannt, der die Sicherheit von israelischen Delegierten, Journalistinnen und Journalisten sowie Zivilistinnen und Zivilisten bei der Veranstaltung in einem arabischen Land infrage stelle. Eine offizielle Absage der Konferenz gibt es aber bisher nicht.
Die offizielle Bezeichnung des Weltklimarats lautet Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC. Es handelt sich dabei um eine Institution der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel zusammenträgt und bewertet. Sie führt keine eigenen Forschungen durch, sondern fasst die von Fachleuten veröffentlichten und überprüften Studien zusammen. Das gesammelte Wissen präsentiert der Weltklimarat dann kompakt in einzelnen Sachstands- und Sonderberichten.
Diese Berichte sind vor allem eine wichtige wissenschaftliche Informationsquelle für politische Entscheidungsträger. Sie sind "relevant für Politik, empfehlen aber keine bestimmte Politik", betont der IPCC. Bestimmte Handlungen und Maßnahmen für Regierende gibt der Weltklimarat also nicht vor. In seinen Berichten zeigt der Weltklimarat auf, wie sich der Klimawandel auf den Menschen und seine Umwelt auswirkt und wie der Erderwärmung entgegengewirkt werden kann. Die vom IPCC zur Verfügung gestellten Informationen bilden die Grundlage für Leitlinien wie die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, das Kyoto-Protokoll und das Pariser Klimaabkommen.
"In diesem Jahr ist Einigkeit mehr denn je eine Voraussetzung für den Erfolg", heißt es in einem Brief des diesjährigen COP-Präsidenten, Sultan Ahmed al-Dschaber, von Mitte Juli. Denn es ist das erste Mal, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine globale Bestandsaufnahme des Pariser Klimaabkommens machen. Darin hatten sie festgelegt, alle fünf Jahre, beginnend ab der COP28, den weltweiten Fortschritt beim Klimaschutz zu überprüfen.
Zur Diskussion steht außerdem der Finanztopf zum Ausgleich von Klimaschäden in Entwicklungsländern, der Anfang November eine wichtige Hürde genommen hat. "Wenn die COP in Dubai diesen Vorschlag annimmt, kann der Fonds kurzfristig seine Arbeit aufnehmen und den besonders vom Klimawandel betroffenen Ländern schon mit ersten finanziellen Unterstützungen helfen", sagte Jochen Flasbarth, der zuständige Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium. Zuvor hatte es in Abu Dhabi eine Einigung auf eine Grundstruktur für den Geldtopf gegeben.
Aus deutscher Perspektive lobte Flasbarth besonders, dass ein bislang strittiger Punkt adressiert wird: "Auch die inzwischen reichen Länder wie die Golfstaaten oder ein Land wie China mit den inzwischen höchsten Treibhausgasemissionen können sich ihrer Verantwortung nicht mehr entziehen." Die Volksrepublik will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden, so wie vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt. Mit der neuen Vereinbarung gehöre China nun klar zu den Adressaten für die Einzahlung in den Fonds, hieß es aus dem Bundesentwicklungsministerium. Allerdings: Alle Zahlungen sollen freiwillig sein.
Der Europäische Rat hat Mitte Oktober seine Standpunkte für die Weltklimakonferenz vorgelegt. Darin fordert er weltweit ehrgeizigere Ziele für die Klimaneutralität. Die national festgelegten Beiträge zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels würden derzeit nicht ausreichen, um dieses Ziel auch zu erreichen. Die EU selbst plant, bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Des Weiteren begrüßt der Rat den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und dringt darauf, die Kapazitäten für erneuerbare Energien zu erhöhen. Konkret müssten sich die installierten Kapazitäten für erneuerbare Energien verdreifachen. Bei diesem Wandel müsse eng mit den Entwicklungsländern zusammengearbeitet werden, "um die Herausforderungen anzugehen und die Vorteile des Übergangs sicherzustellen".
An die EU und ihre Mitgliedsstaaten appellierte der Rat, sich verstärkt darum zu bemühen, Anpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Und auch bei der Klimafinanzierung sieht er noch Verbesserungsbedarf: "Die Ministerinnen und Minister fordern alle Länder dazu auf, ihre Anstrengungen zur Mobilisierung von Finanzmitteln aus allen Quellen zur Unterstützung von Klimamaßnahmen zu verstärken", heißt es in der Erklärung. Damit schließt sich der Europäische Rat der Einschätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen an. Das kam jüngst zu dem Ergebnis, dass Entwicklungsländern pro Jahr zwischen 182 bis 345 Milliarden Euro fehlen, um sich an den Klimawandel anzupassen.
Die Entscheidungsfindung ist auf der Weltklimakonferenz immer die größte Herausforderung. Das liegt daran, dass jeder Vertragsstaat eine Stimme hat und Entscheidungen nur einstimmig getroffen werden dürfen. Bedeutet: Einzelne Länder können mit ihrem Veto die ganzen Verhandlungen zum Scheitern bringen. Das sei ein "Geburtsfehler dieser UN-Klimagipfel", sagte Klimaforscher Stefan Rahmstorf vergangenes Jahr im Interview mit der "Tagesschau". "Dadurch gibt es zwangsläufig immer nur einen Minimalkonsens." Es sei ein Wunder, dass auf diesem Weg überhaupt so etwas wie das Pariser Klimaabkommen entstanden sei.
Neben den Delegierten der Regierungen sind auf der Weltklimakonferenz immer auch Vertreterinnen und Vertreter der Industrie und Finanzwelt zugegen. Zudem nehmen noch Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen, darunter auch Aktivistinnen und Aktivisten von Klimaschutzorganisationen, teil. Auch prominente Gesichter finden sich jedes Jahr unter den Anwesenden. In diesem Jahr haben bereits Großbritanniens König Charles und erstmals auch Papst Franziskus ihr Kommen angekündigt. So werden wohl auch dieses Mal wieder Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammenkommen. Im vergangenen Jahr waren es rund 40.000.
Die erste "Weltklimakonferenz" organisierte die Weltorganisation für Meteorologie. Sie fand im Februar 1979 in Genf statt und war so konzipiert, dass internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über den Stand der Klimaforschung diskutierten. Schon damals warnten sie davor, dass die CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre massiv steigen und der Mensch das Klima durch sein Handeln langfristig verändern könnte.
Es folgten weitere Konferenzen, unter anderem 1992 in Rio de Janeiro. Auf dem sogenannten Erdgipfel wurde die UN-Klimarahmenkonvention vereinbart. Sie bildet die Grundlage der jährlich stattfindenden Weltklimakonferenzen. Die Klimarahmenkonvention war der erste internationale Vertrag, der den Klimawandel als eine ernsthafte Bedrohung eingestuft hat.
Weitere bekannte Treffen fanden zum Beispiel 1997 in Kyoto und 2015 in Paris statt. Bei der Kyoto-Konferenz wurde der weltweit erste völkerrechtlich verbindliche Vertrag zur Bekämpfung des Klimawandels vereinbart, in Paris vereinbarten die Staaten wiederum das Ziel, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf "deutlich unter" zwei Grad Celsius zu begrenzen, idealerweise auf 1,5 Grad Celsius. Die Klimakonferenz in Dubai ist die 28. Konferenz. Und Fachleute hoffen, dass auch von diesem Gipfel eine Signalwirkung ausgeht.
Registrierung und Gründung einer maltesischen Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Die Weltklimakonferenz kann man sich eigentlich wie eine große Messeveranstaltung vorstellen. Während der zweiwöchigen Veranstaltung wird sich jeden Tag auf ein anderes Thema konzentriert. Den Anfang macht der Themenschwerpunkt Gesundheit. Es ist das erste Mal, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise auf der Konferenz thematisiert werden. In den darauffolgenden Tagen geht es dann um die Themen Finanzen, Energie und Industrie, Urbanisierung und Verkehr, Jugend, Umwelt und Landwirtschaft.
An den ersten beiden Tagen werden verschiedene Staatsoberhäupter Erklärungen zur Notwendigkeit der Bekämpfung des Klimawandels abgeben und Vorschläge zur Emissionsbegrenzung unterbreiten. Die finalen Ergebnisse der Konferenz sollen dann in einem Abschlusskommuniqué präsentiert werden.
Die Aktivitäten bei einer COP28 finden in zwei verschiedenen Zonen statt – der Blauen Zone und der Grünen Zone. In der Blauen Zone treffen sich die Delegierten der Länder zu formellen Verhandlungen und informellen Konsultationen. Die Grüne Zone ist für die breite Öffentlichkeit bestimmt. Hier finden Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Angaben der Organisatorinnen und Organisatoren Ausstellungen, Kunst und Kultur, Diskussionspanels sowie ein Jugend- und ein Wissenszentrum. "Mit der Grünen Zone bietet der COP28-VAE-Vorsitz (VAE steht für Vereinigte Arabische Emirate, Anm. d. Red.) dem Privatsektor die Möglichkeit, seine Beiträge und Lösungen zur Bewältigung der globalen Klimaherausforderung zu präsentieren", heißt es auf der Internetseite der COP28.