Im Mittelpunkt der Gespräche stünden die "Widerstandsfähigkeit der europäischen Sicherheit, die Zukunft der Energieversorgung und die Stärkung von Europas Wirtschaft im weltweiten Wettbewerb", sagte Merz. In Finnland sind Treffen mit dem Ministerpräsidenten Petteri Orpo und der Außenministerin Elina Valtonen geplant.
Anfang April wurde Finnland als 31. Mitglied in die Nato aufgenommen. "Jetzt wird Finnland Probleme bekommen", sagte Putin daraufhin. Finnland teilt sich eine rund 1340 Kilometer lange Grenze mit Russland. Das Land hatte nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine die Neutralität aufgegeben und gemeinsam mit Schweden die Mitgliedschaft in dem Bündnis beantragt.
In Helsinki besichtigt Merz auch die unterirdische Zivilschutzanlage Merihaka, die Platz für 900.000 Menschen bietet. Die Finnen gelten als führend beim Ausbau von Zivilschutz. In Friedenszeiten nutzen die Bewohner Helsinkis die Anlage als Einkaufszentrum oder Sporthalle. Sollte ein Krieg ausbrechen, lässt sich die Anlage zum Bunker umfunktionieren.
Weiter geht es für den Unionsfraktionschef am Mittwoch nach Stockholm, wo er den Außenminister Tobias Billström, Ministerpräsident Herrn Ulf Kristersson und Verteidigungsminister Pål Jonson trifft. Anders als Finnland wartet Schweden noch auf die Aufnahme in die Nato – noch immer fehlt die Zustimmung aus der Türkei und aus Ungarn.
Merz lobte beide Länder und mahnte Unterstützung an. "Finnland und Schweden haben mit ihrem Streben in die Nato die eigene Zeitenwende vollzogen", sagte der CDU-Chef. "Dabei müssen sie sich auf uns als Partner verlassen können." Hingegen sei die sogenannte Zeitenwende in Deutschland bislang eher nur ein Wort, als dass daraus Handlungen geworden seien. Merz will auch von der Migrations- und Energiepolitik lernen. Finnland und Schweden setzen anders als Deutschland weiterhin auf Atomkraft und werden von der Union immer wieder als Beispiele genannt, wenn sie die Abschaltung der Atommeiler im Jahr 2023 kritisiert.
Es ist nicht die erste Auslandsreise des Oppositionsführers. Im Dezember traf er den französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris. Im Fokus stand die Stärkung der deutsch-französischen Beziehungen. Die Union kritisiert schon länger, dass der Draht zwischen Frankreich und Deutschland nicht mehr so eng ist wie noch zu Angela Merkels Regierungszeit. Er sei sich mit Macron einig, "dass wir ein bisschen mehr tun müssen, um den guten Geist der deutsch-französischen Zusammenarbeit zu beleben", sagte Merz nach dem einstündigen Treffen im Élysée-Palast.
Solche Reisen dürfte Merz auch nutzen, um sein außenpolitisches Profil aufzupolieren. Der Fraktionschef, der keinerlei Regierungserfahrung hat, steht in der Poleposition für die Kanzlerkandidatur der Union. Erfahrung im Umgang mit ausländischen Regierungschefs vorweisen zu können gilt da als wichtige Qualifizierung.
Im März 2023 – und damit sieben Monate vor den Terrorangriffen der Hamas – war Merz bereits nach Israel geflogen. Er traf sich mit Präsident Benjamin Netanjahu und Oppositionsführer Yair Lapid und besuchte unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte in Yad Vashem.