Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. "Die DB ist mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Strecken schnellstmöglich wieder freizubekommen. Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren", sagte eine Bahn-Sprecherin am Morgen.
Vom Norden aus fuhren am Vormittag zunächst keine Schnellzüge nach Hannover, Kassel, Frankfurt, Stuttgart, Basel und München. Am frühen Nachmittag entspannte sich die Lage im Bahnverkehr leicht: Sperrungen seien inzwischen weitestgehend aufgehoben, es komme aber weiterhin zu vielen Verspätungen, sagte eine Sprecherin.
Für das Wochenende rechnet die Bahn mit einer starken Auslastung der Züge - zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kämen nun Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms in das Wochenende verlegen mussten: "Es wird sicherlich voll."
In der Nacht zu Freitag wurden Feuerwehr und Polizei zu zahlreichen wetterbedingten Einsätzen gerufen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg und Schleswig-Holstein ergab. So wurden allein in Schleswig-Holstein mehr als 670 Einsätze wegen des Sturmtiefs registriert. Die Hamburger Feuerwehr sprach am Morgen von 170 sturm- und wasserbedingten Einsätzen ohne Verletzte. Hier galt es vor allem, umgestürzte Bäume und herabgestürzte Äste von den Fahrbahnen zu räumen und losgelöste Ziegelsteine oder Baugerüstplanen wieder einzusammeln.
Eine S-Bahn fuhr in Hamburg kurz vor Mitternacht über einen umgestürzten Baum. Der Zug sei mit etwa 40 Stundenkilometern unterwegs gewesen und der Triebfahrzeugführer habe eine Schnellbremsung einleiten müssen, teilte die Bundespolizei mit. Dabei sei keiner der 26 Fahrgäste verletzt worden. Sie wurden von der Feuerwehr aus den Wagen geholt.
Das Wasser der Elbe drückte die schwere Sturmflut an Land und überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.
Am Vormittag überschritt die schwere Sturmflut in Hamburg ihren Scheitelpunkt. "Die schwere Sturmflut hat 10.42 Uhr ihren Höchststand am Pegel St. Pauli erreicht. Die Abweichung zum mittleren Hochwasser betrug 3,33 Meter", sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Freitagmittag. Damit sei nun auch die Entwarnung für den Bereich herausgegeben worden. Durch die schwere Sturmflut sind der Fischmarkt und umliegende Straßen teils hüfthoch überspült worden. Auch in der Hafencity standen zahlreiche Straßen unter Wasser.
Hunderte Hamburger und Touristen nutzen die schwere Sturmflut an der Elbe zu einem vorweihnachtlichen Ausflug an den Fischmarkt. Entlang der Promenade unterhalb der St. Pauli Hafentreppe beobachteten sie am Freitagvormittag, wie noch letzte Autos bei Erreichen des Pegelhöchststandes von 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser von den bereits überspülten Parkflächen an der Uferkante gefahren oder geschleppt wurden. Zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Hamburg Wasser waren vor Ort, wie dpa-Reporter berichteten. Die Atmosphäre war entspannt.
Es sei zwar nicht unbedingt schön, sich die Überflutungen anzuschauen, "aber sehr beeindruckend", sagte die 70-jährige Gudrun Wetzel, die mit ihren beiden Enkelkindern an die Promenade am Fischmarkt gekommen war. Besorgt sei sie aber nicht. "Das Fluttor ist ja dicht. Und außerdem verfügt Hamburg über die nötige Infrastruktur und ist auf solche Situationen gut vorbereitet."
Schwere Sturmfolge auch in Belgien: Auf einem Weihnachtsmarkt wurde eine Frau von einem etwa 20 Meter hohen Tannenbaum erschlagen. Das Nadelholz habe am Donnerstagabend einer starken Windböe nicht standgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Der Baum stürzte auf drei Personen, von denen eine wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen starb. Die Unglücksstelle auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt Oudenaarde wurde nach dem Unfall abgesperrt und untersucht.
In dem heftigen Sturm starb auch eine Frau in den Niederlanden. Die 37-Jährige sei beim Fahrradfahren von einem umfallenden Baum getroffen worden, teilte der Arbeitgeber der Frau, eine Pflegeeinrichtung, am Freitag mit. Der Unfall ereignete sich bereits am Donnerstag in Wilp etwa 100 Kilometer östlich von Amsterdam.
Die Frau arbeitete als Betreuerin in dem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Sie war auf einem sogenannten Duo-Fahrrad mit einer Bewohnerin unterwegs, als der Baum umstürzte. Die andere Frau sei bei dem Unfall leicht verletzt worden.
"Zoltan" sorgt auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Am Abend sind laut Deutschem Wetterdienst orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.
Für das bevorstehende Weihnachtswochenende empfiehlt die Bahn ihren Fahrgästen, sich vor Antritt ihrer Reise in der Fahrplanauskunft in der App "DB Navigator" oder auf bahn.de zu informieren. Alle Fahrgäste, die am Freitag ihre geplante Reise wegen des Sturmtiefs verschieben müssen, können ihr Ticket laut Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugverbindung ist aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.