In den vergangenen Jahren sei ein deutlicher Anstieg der FSME-Zahlen in Bayern zu beobachten, heißt es von der Behörde.
Erst Anfang des Monates hatte das Robert Koch-Institut den Landkreis Fürstenfeldbruck und den Stadtkreis München als Risikogebiete erklärt - damit gelten nun 94 der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte als solche. Nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz gebe es trotz Impfung seit 2015 einen Anstieg bei den FSME-Zahlen, sagt Dobler. "Wir glauben, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt. Wir wissen nur noch nicht wie". Eine Hypothese sei, dass das Virus wegen der wärmeren Winter aktiver sei, weil auch die Zecken früher im Jahr aktiv seien.
Zurzeit sammeln Dobler und sein Team deshalb in den Risikogebieten Zecken ein, um diese auf das Virus zu untersuchen. So habe er bereits im Februar Zecken in einem Münchner Park entdeckt, sagt Dobler. Die Klimakrise könnte seiner Ansicht nach auch dafür verantwortlich sein, dass sich die FSME-Fälle in höheren Lagen häuften. Sie treten demnach verstärkt entlang des Nordalpenkamms und nördlich des Erzgebirges auf. Dort habe es früher überhaupt keine Fälle gegeben.
Der LGL-Experte Volker Fingerle hält es für wahrscheinlich, dass sich die hierzulande häufigste Zeckenart, der Gemeine Holzbock, weiter im Norden Europas ausbreiten könnte. Einzelne Studien hätten auch schon Hinweise gebracht, dass sie vermehrt in höheren Lagen vorkommt. "Dafür braucht es aber Langzeitstudien." Mehr als 20 verschiedene Zeckenarten gibt es seinen Angaben nach in Deutschland. Weltweit seien es rund 900. Mit der Klimaerwärmung könnten auch neue Arten hierzulande Fuß fassen, sagt Fingerle. Ein Beispiel sei die sogenannte Hyalomma-Riesenzecke, die in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Süd-Europas beheimatet ist. Zugvögel bringen diese mit nach Deutschland. Normalerweise sterbe die Zecke im Winter, weil sie die Kälte nicht ertrage, sagt Fingerle. "Uns wird sicherlich bevorstehen, dass das Klima so wird, dass sie den Winter übersteht oder dass sie sich anpasst."
Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, arbeiten oder sich dort aus anderen Gründen aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung. Eine FSME-Infektion geht anfangs mit grippeähnlichen Symptomen einher. Später kommt es bei einem Teil der Betroffenen zu Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks. Manche Patientinnen und Patienten haben Spätfolgen, zum Beispiel Lähmungen. Die Erkrankung kann auch tödlich enden. Neben dem FSME-Virus können Zecken außerdem die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Die Krankheit ist laut RKI wesentlich häufiger und kommt deutschlandweit vor. Erstes Symptom einer Borreliose ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden.
mit Material der dpa