An der Online-Umfrage haben vom 5. bis zum 10. September 1012 Männer, Frauen und divers-geschlechtliche Personen im Alter teilgenommen. Die Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren gehört im weitesten Sinne der sogenannten Generation Z an, zu der in etwa die Geburtenjahrgänge ab 1995 gezählt werden. Überraschend: Entgegen manchen Klischees ist ein hoher gesellschaftlicher Sinn und Zweck des Berufs lediglich für rund die Hälfte der Befragten essenziell. Das gilt auch für das positive Image des Berufs und die Möglichkeit, Führungsverantwortung zu übernehmen. Auf dem letzten Platz landet die Möglichkeit zur Gründung oder Selbstständigkeit, für nur 40 Prozent der jungen Menschen ist dies ausschlaggebend.
Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser, blickt ähnlich auf die Generation: "Für junge Menschen ist erst einmal die berufliche Perspektive wichtig." Der ideale Job müsse krisenfest und zukunftsorientiert sein.
Silke Anger, Leiterin des Forschungsbereichs Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), hat die Generation Z anders kennengelernt. "Am wichtigsten ist jungen Menschen der Spaß an der Tätigkeit. Auf Platz zwei steht Sicherheit", sagt sie. Ein hohes Einkommen liege bei den meisten lediglich im Mittelfeld.
Ob sich junge Menschen für eine Stelle entscheiden, hängt auch vom Chef ab. Laut der WJD-Umfrage wünscht sich mehr als die Hälfte Wertschätzung und Lob. Ein Vorgesetzter soll für 43 Prozent offen und bereit für Veränderung sein. Erst auf dem dritten Platz landet die fachliche Kompetenz (38 Prozent).
Ein fairer und wertschätzender Umgang sei unentbehrlich, stellt auch Julian Uehlecke, Jugendreferent beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), immer wieder fest. "Man könnte meinen, Tätigkeiten wie Kaffeekochen oder den Parkplatz fegen seien aus der Zeit gefallen, aber leider ist das für viele Auszubildende Realität." Ein Drittel der Azubis werde außerdem regelmäßig zu Überstunden verdonnert.
Viele Unternehmen reagieren. Sie würden nachhaltiger, diverser und digitaler, heißt es von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Grüne Ausbildungsberufe, die sich mit der ökologischen Transformation beschäftigen, würden beliebter, sagt Uehlecke.
Größere Probleme mit einem Mangel an Fachkräften haben handwerkliche Arbeitgeber: "Das Handwerk leidet mittlerweile, weil junge Menschen und deren Eltern mit sogenannten Weiße-Kragen-Berufen mehr Bildung verbinden als mit sogenannten Blaumann-Berufen", warnt Esser. Der weiße Kragen ("White Collar") stehe für Bürojobs. Das Handwerk sei mit Klischees behaftet, so Esser. Beim Gas- und Wasserinstallateur, heute Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, hätten viele das Schleppen von schweren Heizungen und Reparieren von verstopften Toiletten im Kopf. Das Berufsbild habe sich aber stark gewandelt. "Heute ist es ein ganz wichtiger und zum Teil digitaler Transformationsberuf."
Dabei haben sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die Berufswünsche junger Menschen in den vergangenen Jahren kaum geändert. Bei Frauen sind die Berufe der Medizinischen Fachangestellten, der Kauffrau für Büromanagement und Verkäuferin gefragt. Die Männer wollen am liebsten Kfz-Mechatroniker, Fachinformatiker oder Verkäufer werden.
Dem Berufswunsch stand in einigen Fällen aber Corona im Weg. Bei 30 Prozent der Befragten der WJD hatte die Pandemie einen Einfluss auf den Berufsweg. Auch Experte Esser hält fest: "Die Nachfrage nach Ausbildungen ist während der Corona-Pandemie zurückgegangen und hat sich seitdem nicht erholt."
Aufgrund des demografischen Wandels ist die Generation Z in einer starken Verhandlungsposition. Hat sie dabei zu hohe Ansprüche oder ist sie einfach nur selbstbewusst? "Früher war man darauf bedacht, sich in Betrieben einzufinden und Leistung zu zeigen - weniger bereits vor dem ersten Arbeitstag mit eigenen Ansprüchen zu kommen, was man heute tut", sagt Esser.
Die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche und mehr Freizeit könne denen, die aus einer anderen Generation stammen, erst einmal fremd vorkommen, wie auch Expertin Anger festhält. "Aber auf den zweiten Blick ist die eine oder andere Forderung vielleicht sinnvoll."