Ukrainische Soldaten berichteten dem britischen Sender Sky News, dass ihre Einheiten bereits vor Beginn der russischen Angriffe in die betroffenen Regionen verlegt worden seien. Der Kommandeur einer Artillerieeinheit bezeichnete den russischen Aufmarsch an der Grenze als „fast schon dreist“. Die ukrainische Artillerie habe die russischen Truppen schon vor dem ersten Ansturm beschossen, jedoch aufgrund von Munitionsmangel nicht so intensiv wie erforderlich. Der aktuelle Zustand der Front im Nordosten der Ukraine sei „stabil, aber brüchig“.
Während die Verteidigung im Nordosten stabil gehalten wird, bleibt Charkiw weiterhin unter schwerem Beschuss. „Der brutale russische Beschuss und die täglichen Raketen- und Gleitbombenangriffe gehen weiter“, so Selenskyj. Der ukrainische Präsident forderte die internationale Gemeinschaft auf, zwei Patriot-Flugabwehrsysteme zum Schutz der Bevölkerung der Großstadt bereitzustellen. Er argumentierte, dass solche Systeme die Lage grundlegend ändern könnten und kritisierte den mangelnden politischen Willen der internationalen Führer, entschlossen gegen den russischen Terror vorzugehen.
In einem Erholungsgebiet nahe Charkiw kamen bei einem russischen Raketenangriff mindestens sechs Menschen ums Leben, und weitere 27 wurden verletzt. Bürgermeister Ihor Terechow bezeichnete die Angriffe als „Terror gegen friedliche Bewohner“. In der nahegelegenen Stadt Wowtschansk wurde ein Anwohner getötet und drei weitere verletzt.
Parallel dazu kam es zu Angriffen mit ukrainischer Artillerie auf die südrussische Grenzregion Belgorod, bei denen mindestens elf Menschen verletzt wurden, darunter drei Kinder und Jugendliche. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, berichtete, dass mehrere Wohngebäude in den Ortschaften Schebekino und Rschewka durch den Beschuss beschädigt worden seien. Obwohl die Region Belgorod regelmäßig Ziel ukrainischer Angriffe ist, sind die Schäden nicht vergleichbar mit den weit verheerenderen Kriegsfolgen in der Ukraine.