Verdi warf der der Gegenseite vor, ihr bisheriges Angebot nicht aufgebessert zu haben. "Die Arbeitgeber haben sich nicht bewegt, das bedeutet für die Beschäftigten Reallohnverlust, das machen wir nicht", teilte die Gewerkschaft am Donnerstagabend mit.
Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Tarifsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Zusätzlich enthielt die Offerte eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro sowie ein tarifliches Mindestentgelt.
Nach einer mehrwöchigen Unterbrechung der Verhandlungen auf regionaler Ebene im November waren die Tarifparteien in der Hansestadt erstmals wieder zu Gesprächen zusammengekommen. Ein Abschluss hätte auch in den anderen 13 Tarifgebieten als Blaupause dienen können. Eine Lösung des Tarifkonflikts ist damit wieder in weite Ferne gerückt.
Die Gespräche hatten am Donnerstag zunächst vielversprechend begonnen. Stundenlang saßen beide Seiten zusammen, Verhandlungskreise äußerten sich daher zuversichtlich. Dann aber stellte sich heraus, dass man nicht zusammengefunden hatte.
Mehr als acht Monate dauert die Tarifauseinandersetzung im Handel inzwischen. In insgesamt mehr als 60 Verhandlungsrunden konnte bisher nirgendwo eine Einigung erzielt werden. Mit zahlreichen Warnstreiks versuchte Verdi, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Verbraucherinnen und Verbraucher spüren den Konflikt bislang allerdings kaum, da Supermärkte trotz der Arbeitskämpfe in der Regel nicht schließen müssen. Zuweilen dauert es an den Kassen etwas länger. Auch fehlen in den Regalen manchmal einige Produkte.
Im November schaltete sich der HDE in den Konflikt ein und sagte alle weiteren Verhandlungen auf regionaler Ebene ab. Stattdessen sollte in einem Spitzengespräch mit dem Verdi-Bundesvorstand nach einer Lösung gesucht werden. Dabei einigten sich beide Seiten lediglich darauf, dass die Verhandlungen doch in den Tarifgebieten weitergeführt werden sollten.
Die erste Runde nach der wochenlangen Gesprächspause führte aber auch in Hamburg zu keinem Erfolg. Verdi hatte darauf gesetzt, dass die Arbeitgeber ihr Angebot noch einmal aufstocken. Diese betonten, mit diesem Angebot bereits jetzt "an die absolute finanzielle Schmerzgrenze gegangen" zu sein.
Ob das Angebot im kommenden Jahr noch besteht, ist offen. Die Arbeitgeber hatten es lediglich bis Ende 2023 garantiert. Im neuen Jahr wolle man angesichts anderer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der rückläufigen Inflation "über neue Lösungswege diskutieren", teilte der HDE mit. "Das ist auch unter dem Aspekt der anhaltenden Konsumzurückhaltung dringend erforderlich", hieß es von HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke.