Der Supertaifun Yagi, der als stärkster Sturm Asiens in diesem Jahr gilt, hat am Wochenende im Norden Vietnams eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Laut offiziellen Angaben starben mindestens 59 Menschen, darunter mehrere Kinder, und 299 wurden verletzt. Besonders betroffen waren die Provinzen Quang Ninh und Haiphong, wo Yagi Strom- und Telekommunikationsausfälle verursachte. In vielen weiteren Regionen kam es zu schweren Erdrutschen und Überschwemmungen.
Yagi erreichte am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h die Nordostküste Vietnams. Der Sturm war bereits vorher über die Philippinen und die chinesische Insel Hainan hinweggefegt, wo er ebenfalls schwere Schäden anrichtete. In Vietnam wurden neben den Todesopfern 22 Menschen als vermisst gemeldet. Viele Opfer kamen bei Erdrutschen ums Leben, die durch den heftigen Regen ausgelöst wurden. Besonders tragisch war der Tod einer vierköpfigen Familie in der Bergprovinz Hoa Binh, die von einem Erdrutsch begraben wurde.
Die vietnamesische Wetterbehörde warnte vor weiteren Überschwemmungen und Erdrutschen, da die Region in den letzten 24 Stunden Niederschläge von bis zu 433 mm verzeichnete. "Überschwemmungen und Erdrutsche schädigen die Umwelt und bedrohen das Leben der Menschen", hieß es in einem Bericht des Nationalen Zentrums für hydrometeorologische Wettervorhersage. Besonders gefährdet sind die Provinzen Lang Son, Cao Bang, Yen Bai und Thai Nguyen.
In der UNESCO-Welterbestätte Ha Long Bucht begutachteten Fischer am Sonntagmorgen die Schäden. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sanken 30 Schiffe in den Küstengebieten von Quang Ninh. Auch fast 3.300 Häuser und über 120.000 Hektar Ackerland wurden zerstört. "Der Regen war heftig, hat den Boden geschwächt und den Erdrutsch ausgelöst", sagte ein lokaler Beamter der Stadt Sapa.
Die Schäden am Stromnetz führten zu massiven Produktionsstörungen in Fabriken im Norden Vietnams, einem wichtigen Produktionsstandort für globale Unternehmen wie Samsung und Foxconn. Stromausfälle betrafen über 1,5 Millionen Menschen, und auf vier Flughäfen wurde der Betrieb für mehrere Stunden eingestellt. Am schwersten betroffen war die Hafenstadt Haiphong, wo starke Winde Fensterscheiben zerstörten und große Wellen auf die Küste trafen.
Ein besonders dramatisches Ereignis war der Einsturz der Phong-Chau-Brücke über den Roten Fluss in der Provinz Phu Tho, etwa 75 Kilometer von Hanoi entfernt. Ein Teil der 375 Meter langen Brücke brach aufgrund der heftigen Strömung ein, wodurch mehrere Fahrzeuge in den Fluss gerissen wurden. Mindestens 13 Personen werden noch vermisst, und Rettungskräfte suchen weiterhin nach Überlebenden. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Brücke plötzlich zu beben begann und in den Fluss stürzte.
Meteorologen führen die zunehmende Heftigkeit der Taifune auf den Klimawandel zurück. Warme Ozeanoberflächen fördern die Bildung starker Stürme, die sich näher an der Küste entwickeln, sich schneller intensivieren und länger über dem Land bleiben. Eine kürzlich veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass Tropenstürme wie Yagi häufiger und zerstörerischer werden. Yagi ist der stärkste Taifun, der Nordvietnam in den letzten 30 Jahren heimgesucht hat, und reiht sich in eine Serie extremer Wetterereignisse ein, die die Region zunehmend belasten.
Während die Aufräumarbeiten laufen, warnen die Behörden vor den langfristigen Folgen der Naturkatastrophe. Neben den physischen Schäden an Häusern und Infrastruktur stellen die wirtschaftlichen Verluste für viele Menschen eine existenzielle Bedrohung dar. Der stellvertretende Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Nguyen Hoang Hiep, betonte die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung: "Die Situation ist sehr ernst. Wir haben die Ableitung des Wassers aus den Stauseen angeordnet und fordern die Kommunen auf, aktiv zu handeln."
Der Sturm hat deutlich gemacht, dass Vietnam in Zukunft besser auf extreme Wetterereignisse vorbereitet sein muss. Die Kombination aus urbaner Expansion, Klimawandel und unzureichender Infrastruktur macht das Land zunehmend anfällig für solche Katastrophen.