Shakira war persönlich zu dem Gerichtstermin in Barcelona erschienen. In einem rosafarbenen Hosenanzug und passender Sonnenbrille betrat sie das Gerichtsgebäude in Begleitung ihres Anwalts. Nach ihrem kurzen Auftritt vor Gericht, bei dem sie sich schuldig bekannte und der Strafe zustimmte, verließ sie das Gebäude wieder, ohne mit wartenden Journalisten zu sprechen.
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Mutter von zwei Söhnen acht Jahre Haft und eine Geldstrafe von 23,8 Millionen Euro gefordert. Shakira hatte die Vorwürfe bisher entschieden zurückgewiesen und ein Angebot der Anklage, die Angelegenheit außergerichtlich beizulegen, zunächst ausgeschlagen.
In einer von ihren Anwälten veröffentlichten Erklärung versicherte sie nun, sie habe sich zum Wohl ihrer Söhne auf den Vergleich eingelassen: "Ich hatte zwei Möglichkeiten: Bis zum Ende weiterzukämpfen, meinen Seelenfrieden und den meiner Kinder aufs Spiel zu setzen, keine Songs, Alben und Tourneen mehr zu machen" oder "dieses Kapitel meines Lebens abzuschließen und hinter mir zu lassen".
Sie bewundere alle sehr, "die bis zum Ende gegen diese Ungerechtigkeiten gekämpft haben, aber für mich bedeutet zu siegen inzwischen, wieder Zeit für meine Kinder und meine Karriere zu haben", fügte die Sängerin hinzu.
Die Staatsanwaltschaft hatte Shakira vorgeworfen, falsche Angaben über ihren Wohnsitz gemacht und den spanischen Fiskus damit um fast 14,5 Millionen Euro betrogen zu haben. Laut Anklage war die Kolumbianerin kurz nach dem Bekanntwerden ihrer Beziehung zu dem damaligen FC-Barcelona-Spieler Gerard Piqué im Jahr 2011 zu ihm nach Spanien gezogen. Ihren Steuerwohnsitz habe sie aber bis 2015 auf den Bahamas angegeben.
Konkret sollte es in dem Prozess um den Zeitraum 2012 bis 2014 gehen. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft verbrachte Shakira, die mit vollem Namen Shakira Isabel Mebarak Ripoll heißt, in diesen Jahren mehr als die Hälfte ihrer Zeit in Spanien - und hätte daher dort auch Steuern zahlen müssen. Um die Zahlungen zu umgehen, habe sie Firmen in Steuer-Oasen genutzt.
Shakiras Anwälte argumentierten dagegen, die international erfolgreiche Sängerin von Hits wie "Waka Waka", "Whenever, Wherever" und "Hips Don't Lie" habe bis 2014 ein "Nomaden-Leben" geführt und den Großteil ihres Geldes mit internationalen Tourneen verdient. Dauerhaft nach Spanien gezogen sei sie erst kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohnes im Januar 2015.
Um ihre Situation zu bereinigen, hatte Shakira bereits 17,2 Millionen Euro an das Finanzamt gezahlt. Nach ihrem Schuldbekenntnis bleibt der Sängerin nun auch ein Prozess erspart. In dem bis Mitte Dezember terminierten Verfahren sollten knapp 120 Zeugen aussagen.
Dabei wären zahlreiche Details aus dem Leben Shakiras ans Licht gekommen: Um die Steuerflucht-Vorwürfe zu belegen, hatte die Staatsanwaltschaft ihre Nachbarn befragt, ihre Fotos in Online-Netzwerken analysiert und ihre Rechnungen vom Friseur und der Klinik ausgewertet, in der sie sich während ihrer Schwangerschaft untersuchen ließ.
Der Steuerflucht-Verdacht lastet schon seit Jahren auf Shakira. Im Zusammenhang mit ihrem Wohnsitz auf den Bahamas tauchte ihr Name 2021 in den "Pandora Papers" auf, die die Steuervermeidungstricks vieler teils prominenter Multimillionäre enthüllten. Diesen Sommer leitete die spanische Staatsanwaltschaft zudem noch ein anderes Strafverfahren gegen Shakira ein. Demnach soll sie 2018 Steuern in Höhe von sechs Millionen Euro hinterzogen haben.