Es beschleunigte sich, begann sich dann aber in der Höhe zu drehen, bevor es etwa vier Minuten nach dem Verlassen des Bodens explodierte. Eigentlich hätte der Test insgesamt rund 90 Minuten dauern und mit dem Aufkommen beider Raketenstufen im Meer beendet werden sollen. Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk, das das Raketensystem entworfen und gebaut hat, bewertete den Test trotzdem als Erfolg. Es stellte sich heraus, dass die beiden Teile des Raketensystems sich nach dem Start nicht richtig trennen konnten, was möglicherweise zum Ausfall des Raumfahrzeugs führte. Es war nicht sofort klar, ob die Rakete spontan explodierte oder ob das Flight Termination System aktiviert wurde – eine Ausfallsicherung, die das Raumschiff zerstört, um zu verhindern, dass es zu weit vom Kurs abkommt.
"Glückwunsch SpaceX zu einem aufregenden Teststart von "Starship"", schrieb Elon Musk bei dem ihm ebenfalls gehörenden Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir haben viel gelernt für den nächsten Teststart in ein paar Monaten." Auch SpaceX gratulierte seinem Team via Twitter. "Als wenn der Flugtest nicht schon aufregend genug gewesen wäre, gab es ein rasches ungeplantes Auseinanderbrechen des "Starship" vor der Trennung der Stufen", schrieb das Unternehmen. "Bei so einem Test hängt der Erfolg davon ab, was wir lernen, und der heutige Test wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit von "Starship" zu verbessern." Das Team werde die Daten des Tests nun ausgiebig auswerten und auf einen nächsten Teststart hinarbeiten.
Der Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Bill Nelson, gratulierte ebenfalls. "Jede große Errungenschaft der Geschichte hat ein gewisses kalkuliertes Risiko gebraucht, denn mit großem Risiko kommen große Belohnungen. Wir freuen uns auf all das, was SpaceX lernt, zum nächsten Startversuch - und darüber hinaus." Auch von der anderen Seite des Atlantik kam Lob: "Glückwunsch", schrieb Josef Aschbacher, Generaldirektor der europäischen Weltraumorganisation Esa, auf Twitter. "Ein beeindruckender Schritt." Der deutsche Astroaut Alexander Gerst schrieb von einem "signifikanten Ereignis für die Zukunft der Weltraumexploration". Das "Starship" werde Menschen weit ins All und auf den Mond bringen. "Um mit am Tisch der Weltraumnationen zu bleiben, brauchen wir EuropäerInnen ebenfalls ein Weltraum-Transportsystem für Menschen!"
Im Gegensatz zur Nasa, die versucht, Risiken zu vermeiden, hat SpaceX nachweislich die Bereitschaft gezeigt, Testflüge explodieren zu lassen, wobei Musk sagt, dass das private Unternehmen davon profitiert, wenn es versteht, was schief geht. SpaceX baute am Golf von Mexiko in Boca Chica, Texas, einen eigenen Weltraumbahnhof namens Starbase, um seine Raketen zu starten. Mehrere andere Raumschiffe sind bereits für zukünftige Tests in Produktion.
Das "Starship"-System ist so konstruiert, dass Raumschiff und Rakete nach Rückkehr auf die Erde wiederverwendet werden können. Die obere Stufe war schon mehrfach alleine getestet worden, dies war aber der erste gemeinsame Flugtest des gesamten Raketensystems. Das insgesamt rund 120 Meter lange System soll künftig weit über 100 Tonnen Ladung transportieren können. Angetrieben wird die Rakete mit 33 "Raptor"-Triebwerken, die mit flüssigem Methan und flüssigem Sauerstoff betrieben werden. Das System soll im All betankt werden können. Mit dem SpaceX-"Starship" will die Nasa Astronauten auf den Mond bringen. SpaceX hofft, eines Tages bis zum Mars zu kommen.
Das Unternehmen hat längerfristige Pläne angekündigt, das Raumschiff auch als Shuttle für kommerzielle Reisen auf der Erde zu nutzen und verspricht Reisen von London nach Tokio in weniger als einer Stunde. Das Mammut-Raumschiff ist fast so lang wie drei Passagierjets und 10 Meter höher als die Saturn-V-Rakete, die 1969 Menschen zum Mond schickte.
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