Gaza-Stadt, 10. August 2024 – In einem der tödlichsten Angriffe seit Beginn des Konflikts zwischen Israel und der Hamas hat ein israelischer Luftangriff am frühen Samstagmorgen eine Schule in Gaza-Stadt getroffen. Der Angriff, der gegen 5 Uhr morgens erfolgte, forderte mindestens 80 Menschenleben und verwundete weitere 47 Personen, wie die palästinensischen Gesundheitsbehörden mitteilten.
Die betroffene Einrichtung, die Tabeen-Schule im zentralen Teil von Gaza-Stadt, diente als Zufluchtsort für Tausende von Menschen, die aufgrund des anhaltenden Krieges ihre Heimat verlassen mussten. Die Schule war, wie viele andere in Gaza, als Notunterkunft für Vertriebene eingerichtet worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs versammelten sich viele Menschen zum muslimischen Fadschr-Gebet in der darunter liegenden Moschee, während andere in den Klassenräumen schliefen.
Augenzeugen berichten von drei Raketen, die in die Schule und die Moschee einschlugen. "Es war ein infernalisches Chaos", erzählte Abu Anas, ein Zeuge, der bei den Rettungsversuchen half. "Die erste Rakete traf das Gebäude, dann folgten weitere. Die Menschen wurden in Stücke gerissen." Die Zerstörung war verheerend: Wände waren aufgerissen, der Boden war von Blut und Trümmern übersät, und ein schwarzes Auto war unter den Trümmern begraben.
Die israelische Armee bestätigte den Angriff und erklärte, dass die Schule eine Hamas-Kommandozentrale beherbergt habe. Lt. Col. Nadav Shoshani, ein Militärsprecher, behauptete, dass rund 20 Militante von Hamas und Islamischem Dschihad in dem Schulgebäude operiert hätten und Angriffe auf israelische Truppen geplant hätten. Israel wies darauf hin, dass bei der Durchführung des Angriffs präzise Munition eingesetzt wurde, um zivile Verluste zu minimieren.
Hamas wies diese Vorwürfe entschieden zurück und beschuldigte Israel, die Zivilbevölkerung absichtlich zu treffen. Izzat al-Rishq, ein hochrangiger Hamas-Funktionär, bezeichnete den Angriff als gezielte "Massaker-Aktion", die insbesondere Kinder und ältere Menschen betroffen habe.
Die palästinensische Zivilschutzbehörde berichtete von mehr als 100 Toten und vielen Verletzten. In den folgenden Stunden wurden die Opfer in verschiedenen Krankenhäusern in Gaza-Stadt behandelt. Fadel Naeem, Direktor des al-Ahli-Krankenhauses, erklärte, dass 70 Leichenteile und Teile von mindestens 10 weiteren Personen eingeliefert wurden. Viele Opfer seien aufgrund der Zerstörung und des Feuers nicht mehr zu identifizieren gewesen.
Ägypten und Jordanien verurteilten den Angriff scharf. Ägypten sprach von einer "beispiellosen Missachtung des Völkerrechts" und kritisierte, dass der Angriff zu einem Zeitpunkt stattfand, als internationale Vermittler versuchten, eine Waffenruhe zu erreichen. Das ägyptische Außenministerium bezeichnete den Angriff als "Fortsetzung groß angelegter Verbrechen" und als "klaren Beweis" für Israels mangelnden Willen, den Konflikt zu beenden.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium hat der Krieg bereits mehr als 39.600 Palästinenser das Leben gekostet und über 91.700 verletzt. Mehr als 1,9 Millionen der vormals 2,3 Millionen Gazaner sind auf der Flucht und leben unter extremen Bedingungen in provisorischen Lagern.
Der jüngste Angriff verschärft die ohnehin schon angespannten Verhandlungen um eine Waffenruhe. Vermittler aus den USA, Katar und Ägypten bemühen sich weiterhin um eine Deeskalation des Konflikts. Die Situation wird durch die anhaltenden Angriffe und die fortwährenden Eskalationen weiter kompliziert.
Der verheerende Luftangriff auf die Tabeen-Schule ist ein weiterer trauriger Höhepunkt der anhaltenden Gewalt im Gaza-Streifen. Die Zerstörung und der Verlust von Menschenleben verdeutlichen die Dringlichkeit eines diplomatischen Fortschritts, um das Blutvergießen zu stoppen und die humanitäre Krise zu lindern. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Konflikt zu beenden und den betroffenen Menschen in Gaza Unterstützung zu bieten.