"Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Positionen der AfD und die Positionen der katholischen Kirche unvereinbar sind, denn wir haben es hier mit einer Partei zu tun, die nicht eine Alternative für Deutschland ist, sondern die ein alternatives Deutschland will, ein fremdenfeindliches, ein antieuropäisches, ein nationalistisch aufgestelltes Deutschland - extremistisch erwiesenermaßen in bestimmten Personen und Teilen dieser Partei", sagte Bätzing. "Davon können wir uns als katholische Kirche nur distanzieren."
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hatte in der vergangenen Woche heftige Irritation ausgelöst, als er unter anderem gesagt hatte: "Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen." Der Kirchenrechtler Thomas Schüller warf Meier daraufhin vor, er mache sich damit zum "Steigbügelhalter für eine breiter werdende gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsradikalen".
Bätzing positionierte sich auch deutlich beim Migrationsthema. Es gebe Hunderttausende Menschen, die sich innerhalb der katholischen Kirche für die Aufnahme und Integration von Geflüchteten einsetzten, sagte der Limburger Bischof. "Willkommenskultur hat sich nicht erledigt", betonte er. Es sei wichtig zu sehen, dass diese Menschen aus einer Notlage heraus an die Tür klopften. "Für Christinnen und Christen ist es Pflicht, ihnen die Türen und die Herzen zu öffnen."
Dem des Missbrauchs beschuldigten früheren Ruhrbischof Franz Hengsbach (1910-1991) warf Bätzing "verbrecherisches Verhalten" vor. "Die Verunsicherung für Gläubige in diesem Bistum, wenn man sieht, auf welch hohem Sockel dieser Mann stand als Gründerbischof und dann stürzt - die ist ja mit nichts zu vergleichen", sagte Bätzing. "Das sind Generationen von Menschen, die dort geprägt wurden und dann enttäuscht werden durch ein verbrecherisches Verhalten eines solchen Bischofs, das hat für mich auch tatsächlich eine Qualität, die wir bisher nicht hatten."
Bätzing wies darauf hin, dass sich derzeit offenbar weitere Betroffene meldeten. "Das heißt ja immer, dass sich die Vorwürfe erhärten." Jetzt gelte: "Alles muss auf den Tisch, die Wahrheit muss auf den Tisch. Nur so werden die Betroffenen zu ihrem Recht kommen." Er hoffe, dass sich der Fall so lange nach dem Tod des mutmaßlichen Täters noch aufklären lasse.
In Essen wurde heute das Denkmal von Hengsbach abgebaut. Ein Kran hievte die Statue auf einen Lastwagen. Vor knapp einer Woche hatte das Bistum Essen mitgeteilt, es bestehe der "gravierende" Verdacht, dass Hengsbach (1910-1991) in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn in den 1950er Jahren eine 16-Jährige sexuell missbraucht habe. Außerdem beschuldigt eine Frau Hengsbach eines weiteren Übergriffs im Jahr 1967 in seiner Essener Zeit als Bischof.
Die mutmaßlichen Taten und die abermals dokumentierte Vertuschungsstrategie der Kirche zerstörten Reste an Vertrauen, kommentierte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. "Wieder entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter geschützt wurden." Das ZdK ist die Vertretung der katholischen Laien, der Nicht-Kleriker in den Kirchengemeinden.
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