Die IOC-Spitze erteilte Einzelsportlern beider Länder am Freitag unter bestimmten Auflagen die Starterlaubnis für die Spiele im kommenden Sommer, sofern sie die Qualifikationsbedingungen erfüllen. Starten dürfen die Athleten, die keine Verbindung zur Armee und den Sicherheitsorganen haben und nicht aktiv ihre Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gezeigt haben, nur unter neutraler Flagge.
Russlands Sportminister Oleg Matyzin kritisierte die Auflagen als diskriminierend. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen sei für Sportler selbstverständlich ein Traum, sagte Matyzin am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. "Aber die Bedingungen, die uns geboten werden, laufen grundlegenden olympischen Prinzipien zuwider."
Leichtathletik-Boss Sebastian Coe hält nichts von der Entscheidung russische und belarussische Athleten bei Olympia teilnehmen zu lassen und schließt dies für die Leichtathletik sogar kategorisch aus. "Vielleicht werden Sie in Paris einige neutrale Athleten aus Russland und Belarus sehen, aber in der Leichtathletik wird das nicht der Fall sein", sagte der Präsident des Weltverbandes World Athletics bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Der Brite Coe war schon in der Vergangenheit auf Distanz zum IOC gegangen, die olympische Kernsportart Leichtathletik steht ungebrochen zu ihrem Nein zu Russen. Auch der europäische Leichtathletik-Verband hatte sich immer wieder klar gegen Russlands Rückkehr in die Leichtathletik ausgesprochen.
Russlands Leichtathleten waren international wegen des Dopingskandals seit November 2015 gesperrt, World Athletic verlieh einzelnen Sportlern unter bestimmten Bedingungen aber den Status eines Neutralen Athleten - so auch für Olympia in Tokio. Dieser Prozess wurde wegen des Angriffs auf die Ukraine ausgesetzt.