Der Start der Marschflugkörper sei nahe Sinpo an der Ostküste erfasst worden, teilte der Generalstab in Seoul mit. Demnach wurden sie anscheinend vom Wasser aus abgeschossen. Unklar war zunächst, ob der Start der Marschflugkörper eventuell von einem U-Boot aus erfolgte und wie weit sie flogen. Zusammen mit den USA werde beobachtet, ob es "weitere Anzeichen für Provokationen durch Nordkorea" gebe, hieß es.
Südkoreas Militär hatte zuletzt am Mittwoch den Abschuss mehrerer Marschflugkörper durch Nordkorea erfasst. Diese flogen demnach in Richtung Westen und fielen ins Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und China. Nordkorea hatte einen Tag später vom Test "eines neuen Typs einer strategischen Marschflugkörpers" gesprochen, ohne dies jedoch weiter zu erläutern.
Die Bezeichnung als strategische Waffe deutet darauf hin, dass Nordkorea den Marschflugkörper ebenfalls für den Einsatz nuklearer Gefechtsköpfe konzipiert haben könnte. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen. Im Gegensatz zu ballistische Raketen jedoch sind Tests von Marschflugkörpern nicht direkt von den UN-Verbotsbeschlüssen gegen das weithin isolierte Land betroffen. Anders als ballistische Raketen verfügen Lenkflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un ist in den letzten Monaten in seiner politischen Ausrichtung und Rhetorik zunehmend aggressiver geworden, hat mehrere Abkommen zur Friedenssicherung gekündigt und die Militäreinsätze verstärkt. Pjöngjang hat seit Anfang Januar einen Test einer neuen Feststoffrakete und ihrer Unterwasser-Angriffsdrohnen angekündigt, die angeblich eine Atomwaffe tragen können. Sie sind das Ergebnis von zwei Jahren nahezu monatlicher Raketenstarts und Waffenentwicklung unter eklatanter Verletzung der UN-Sanktionen.
Anfang des Monats erklärte Kim Jong Un das bisherige Grundziel der Wiedervereinigung mit Südkorea für beendet und bezeichnete den Süden als "Hauptfeind". Dies hat zu der Sorge geführt, dass Nordkorea sich auf einen Krieg vorbereitet.
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol sagte diesem Monat seinem Kabinett, dass der Süden "um ein Vielfaches stärker zurückschlagen wird, wenn der Norden eine Provokation ausführt", und verwies auf die "überwältigenden Reaktionsfähigkeiten" des südkoreanischen Militärs.