Sollten die USA Nordkoreas Weltraumrechte verletzen, werde sein Land "Reaktionsmaßnahmen zur Selbstverteidigung in Erwägung ziehen, um die Lebensfähigkeit der US-Spionagesatelliten zu untergraben oder zu zerstören", hieß es in der Erklärung des nordkoreanischen Ministeriumssprechers vom Samstag weiter. Zuvor hatte eine Sprecherin des US-Weltraumkommandos mit Blick auf einen kürzlich gestarteten nordkoreanischen Spionagesatelliten erklärt, Washington könne "die Weltraumkapazitäten eines Gegners" mit einer Vielzahl von "umkehrbaren und unumkehrbaren Mitteln" unterbinden.
Nordkorea war es nach zwei gescheiterten Versuchen im November gelungen, den militärischen Spionagesatelliten "Malligyong-1" ins All zu bringen. Kurz nach dem Start meldete Pjöngjang, der Satellit habe bereits Bilder von wichtigen Militärstandorten der USA und Südkoreas geliefert.
Die für den Betrieb des Satelliten zuständige Stelle werde "als unabhängige militärische Geheimdienstorganisation" operieren, berichtete KCNA am Sonntag. Das neu gegründete Amt habe seine Arbeit am Samstag aufgenommen und werde seine Erkenntnisse an das Aufklärungsbüro der Armee und andere wichtige Stellen melden.
Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes hatte Nordkorea beim Start des Satelliten technische Hilfe aus Russland. Moskau erhielt demnach im Gegenzug Waffen für seinen Krieg in der Ukraine.
Am Freitag schickte schließlich auch Südkorea seinen ersten eigenen militärischen Überwachungssatelliten ins All: Eine Falcon-9-Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX mit dem Satelliten hob vom Weltraumbahnhof Vandenberg im US-Bundesstaat Kalifornien ab. Mit dem Satelliten will Südkorea die Aktivitäten seines verfeindeten Nachbarn überwachen. Am Samstag erreichte er nach Angaben Seouls seine Umlaufbahn.
Seouls Satellit soll die Erde nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einer Höhe von zwischen 400 und 600 Kilometern umkreisen. Er kann demnach nur 30 Zentimeter große Objekte auf der Erde ausmachen. Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte laut Yonhap, das Land gehöre bei der Satellitentechnologie inzwischen zu den fünf am meisten fortgeschrittenen Staaten weltweit. Seoul will bis Ende 2025 noch vier weitere Spionagesatelliten ins Weltall bringen.
"Bislang hat sich Südkorea sehr stark auf von den USA betriebene Spionagesatelliten verlassen", sagte der Militärexperte Choi Gi Il von der südkoreanischen Sangji-Universität der Nachrichtenagentur AFP. Zwar habe das Land schon Satelliten für militärische Kommunikation lanciert. Bei Überwachungssatelliten habe dies aber angesichts "höherer technologischer Hürden" länger gedauert.
Nach dem Start des nordkoreanischen Spionagesatelliten am 21. November habe die südkoreanische Regierung unter Beweis stellen müssen, dass sie zu so etwas ebenfalls in der Lage sei, sagte Choi Gi Il weiter.
Der UN-Sicherheitsrat hat zahlreiche Resolutionen verabschiedet, in denen Nordkorea aufgefordert wird, seine Atom- und Raketenprogramme zu stoppen. Nach Angaben von Experten besteht eine erhebliche technologische Schnittmenge zwischen der Fähigkeit zum Weltraumstart und der Entwicklung ballistischer Raketen.
Nordkorea hat in diesem Jahr eine Rekordzahl an Waffentests vorgenommen. Seit langer Zeit wird das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas international als große Bedrohung angesehen. 2006 hatte Nordkorea erstmals einen Atomtest ausgeführt. Angesichts der zahlreichen nordkoreanischen Raketentests hatte Südkorea seine militärischen Beziehungen mit den USA verstärkt und gemeinsame Militärmanöver abgehalten.