Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Beamten hätten "das Feuer eröffnet" als sie sich dem Täter näherten. Die Waffe, die er wahrscheinlich bei dem Anschlag benutzt habe, sei sichergestellt worden. "Der Täter ist neutralisiert", sagte Brüssels Bürgermeister Philippe Close der Nachrichtenagentur Belga, die unter Berufung auf Polizeikreise auch von einem Schusswechsel mit dem mutmaßlichen Islamisten berichtete. Zuvor gab es widersprüchliche Meldungen über den Zustand des Verdächtigten. Er sei von der Polizei in einem Café in dem Viertel Schaerbeek angeschossen worden, in dem die tödlichen Schüsse gefallen waren.
In der Innenstadt von Brüssel waren am Montagabend zwei Menschen erschossen worden. Es handelt sich um schwedische Staatsbürger, wie ein Sprecher der belgischen Bundesanwaltschaft am späten Abend bestätigte. Zudem sei eine dritte Person, ein Taxifahrer, schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden – Lebensgefahr bestehe nicht. Laut der Nachrichtenagentur Belga war ein bewaffneter Mann im Norden der Innenstadt von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Straße Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht.
Innenministerin Verlinden schrieb bei X, das Motiv sei "wahrscheinlich terroristischer Natur". Das fünf Kilometer vom Tatort entfernt ausgetragene Qualifikationsspiel für die Fußballeuropameisterschaft zwischen Belgien und Schweden wurde abgebrochen. Wie Justizminister Vincent van Quickenborne am Dienstagmorgen mitteilte, ist der mutmaßliche Brüsseler Attentäter den Behörden bekannt. Die Ermittlungen dauerten an, aber man könne bereits jetzt sagen, dass es sich um einen 45-jährigen Tunesier handele, der im November 2019 in Belgien Asyl beantragt habe. Er sei der Polizei im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen.
Im Juli 2016 wurden von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt, wonach der Mann ein radikalisiertes Profil habe und in ein Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, wie van Quickenborne sagte. Solche Informationen gebe es zuhauf. Sie sei ohne Ergebnis überprüft worden. "Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung."
Die Staatssekretärin für Asyl und Migration, Nicole de Moor, sagte ebenfalls, der Täter sei tunesischer Abstammung und habe im November 2019 Asyl beantragt. "Er erhielt im Oktober 2020 einen negativen Bescheid und verschwand kurz darauf vom Radar." Im Februar 2021 sei er offiziell aus dem Nationalregister gestrichen worden. Er habe sich nie in einem staatlichen Aufnahmezentrum in aufgehalten. Da er aus dem Nationalregister gestrichen wurde, konnte sein Aufenthaltsort nicht ermittelt werden, um seine Rückkehr zu organisieren, sagte sie.
Eine Hausdurchsuchung durch Spezialeinheiten im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek vor der Tötung des Täters sei am Dienstagmorgen nach Angaben des Bundesanwalts Frédèric Van Leeuw ohne Erfolg geblieben. "An der angegebenen Adresse wurde niemand angetroffen", sagte er. Aus Sicherheitsgründen sei das gesamte Gebäude mit rund 20 Wohnungen von der Polizei durchsucht worden.
Der Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte am Montagabend, dass es derzeit keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass die Schüsse mit dem Konflikt im Nahen Osten in Zusammenhang stehen. Das Nationale Krisenzentrum bestätigte zudem Berichte, dass sich ein Mann in einem Facebook-Video zu der Tat bekannte. In dem Video behauptete der Mann, von der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) inspiriert worden zu sein. Er nannte die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer als mögliches Motiv für die Tat.
Laura Demullier vom belgische Anti-Terrorzentrum Ocad sagte in einem Interview, die Terrorwarnung werde in Brüssel auf die höchste und im übrigen Land auf die zweithöchste Alarmstufe erhöht. Die Menschen sollten wachsam sein und auf unnötige Reisen verzichten.
Die schwedische Fußball-Nationalmannschaft spielte am Abend im fünf Kilometer vom Tatort entfernten Heysel-Stadion in der EM-Qualifikation gegen Belgien. Nach den tödlichen Schüssen wurde entschieden, die Partie nach der Halbzeit beim Stand von 1:1 abzubrechen. Nachdem sich Medienberichte vom Tod der beiden Schweden verbreiteten, hätten die schwedischen Nationalspieler nach Angaben des schwedischen TV-Senders SVT beschlossen, das Spiel nicht fortzusetzen. Die belgischen Nationalspieler hätten sich dem angeschlossen.
Fans wurden aufgefordert, zunächst in der Arena zu bleiben. Sie sollten später "auf sichere Weise" aus dem Stadion geleitet werden, teilte das belgische Krisenzentrum bei X mit. Laura Demullier vom belgischen Anti-Terrorzentrum Ocad sagte in einem Interview, für die Behören sei es jetzt das Wichtigste, Tausende Fußballfans sicher aus dem Stadion zu bringen. Erst gegen Mitternacht begann die Polizei mit der Evakuierung der Arena.
Nach dem Anschlag in Brüssel erhöht Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen für das Testländerspiel der französischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland. Die Zahl der eingesetzten Polizisten für das Spiel am Dienstagabend in Lille nahe der Grenze zu Belgien werde verdoppelt, kündigte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Spieltag in Paris an. Außerdem würden die Grenzkontrollen zu Belgien verstärkt.
Der belgische Premierminister Alexander De Croo sprach beim Kurznachrichtendienst X von einem "feigen Attentat in Brüssel". Sein Beileid gelte den Angehörigen der Opfer. Er forderte die Einwohnerinnen und Einwohner Brüssels zur Wachsamkeit auf. De Croo schrieb weiter, er habe dem schwedischen Premier sein aufrichtiges Beileid ausgedrückt: "Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem "feigen Anschlag" und drückte den Menschen in Schweden ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: "Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel." Der belgische Königspalast zeigte sich "schockiert" und drückte seine "Unterstützung für die Sicherheitskräfte aus, die alles tun, um den Urheber der Taten zu fassen", hieß es auf X.
Der Rat der Muslime in Belgien verurteilte das Attentat. Er forderte die Behörden "zu größter Entschlossenheit auf, um unsere nationale Gemeinschaft zu schützen und so schnell wie möglich Licht ins Dunkel zu bringen". Die Sicherheitsbehörden in vielen europäischen Ländern haben angesichts des Krieges zwischen der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel ihre Wachsamkeit erhöht.
Es ist nicht das erste Mal, dass in Brüssel Menschen Opfer eines Anschlags werden. Erst vor rund vier Wochen endete der Prozess zu den Brüsseler Terroranschlägen von 2016. Drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hatten damals Bomben am Brüsseler Flughafen Zaventem sowie in einer U-Bahn-Station im Herzen der belgischen Hauptstadt gezündet. Sie töteten über 30 Menschen, 340 wurden verletzt. Für Fassungslosigkeit bei den Hinterbliebenen sorgten damals auch Medienberichte, wonach mehrere der Angeklagten vor den Anschlägen von den belgischen Sicherheitsbehörden überwacht worden waren - und später dennoch ihre Bluttaten verüben konnten.