Ein Arbeitsgericht verhängte am Montag gegen Yunus und drei weitere Führungskräfte seiner gemeinnützigen Organisation Grameen Telecom jeweils sechs Monate Haft. Richterin Sheikh Merina Sultana urteilte, das von Yunus gegründete Unternehmen habe das Arbeitsrecht verletzt. 67 Mitarbeiter hätten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden sollen, und es seien keine Mitbestimmungs- und Unterstützungsfonds für die Mitarbeiter eingerichtet worden. Gemäß der Unternehmensrichtlinien müssten zudem fünf Prozent der Dividenden an die Mitarbeiter verteilt werden.
Yunus war zur Urteilsverkündung im Gerichtssaal anwesend und wurde gegen Kaution freigelassen. Der Verteidigung wurde 30 Tage Zeit gegeben, um Berufung einzulegen. Grameen Telecom besitzt 34 Prozent des größten Mobilfunkunternehmens des Landes, Grameenphone, einer Tochtergesellschaft des norwegischen Telekommunikationsriesen Telenor.
Der Nobelpreisträger sieht sich mit einer Reihe weiterer Anklagen wegen mutmaßlicher Korruption und Veruntreuung von Geldern konfrontiert. Yunus' Anhänger glauben, dass die Anschuldigungen erhoben wurden, um ihn aus politischen Gründen zu schikanieren. Die Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Im August forderten mehr als 170 Politiker und Nobelpreisträger aus aller Welt Hasina in einem offenen Brief auf, alle Gerichtsverfahren gegen Yunus einzustellen. Zu den Unterzeichnern gehörten der frühere US-Präsident Barack Obama und der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Hasina entgegnete prompt, sie lade internationale Experten und Juristen nach Bangladesch ein, um das Rechtsverfahren und Unterlagen zu prüfen, auf deren Grundlage die Vorwürfe gegen Yunus erhoben worden seien.
1983 gründete der heute 83-jährige Yunus die Grameen Bank, die Kleinkredite an Unternehmer vergibt, die von den anderen Banken meist abgewiesen werden. Der Erfolg der Bank bei der Befreiung von Menschen aus der Armut führte zu ähnlichen Mikrofinanzierungen in vielen anderen Ländern.