Er gewann wie schon 2021 bei der Rückkehr des Dünenkurses in den Rennkalender nach 36 Jahren und vor einem Jahr von der Pole Position aus. Er setzte damit auch seine Serie nach der Sommerpause fort und feierte mit dem neunten Erfolg nacheinander ebenso viele wie einst Vettel im Red Bull in der Saison 2013. Mit dem zehnten Sieg im 13. Rennen in diesem Jahr baute Verstappen zudem seinen Vorsprung in der WM weiter aus. Zweiter wurde Routinier Fernando Alonso im Aston Martin vor Pierre Gasly im Alpine-Auto. Verstappens Teamkollege Sergio Pérez kam nach einer späten Fünfsekunden-Strafe wegen zu schnellen Fahrens in der Boxengasse nicht über den vierten Platz hinaus. Im Klassement führt Verstappen vor dem Mexikaner nun mit 138 Punkten.
Kaum gingen die roten Ampeln aus, fing es an zu regnen. Verstappen verteidigte zunächst seinen ersten Startplatz, den 28. seiner Karriere. Dahinter war gleich mal einiges los. Doch richtig hektisch wurde es unmittelbar danach. Red Bull rief umgehend Pérez in die Box, Verstappen war zuvor in Führung liegend durchgefahren. Wie riskant es auf dem rutschigen Kurs mit seinen Steilkurven sein kann, war schon im Training deutlich geworden. Verstappen steuerte seinen RB19 lieber kontrolliert und behutsam durch die Kurven - auf dem kürzesten Weg zum Reifenwechsel. Mischreifen statt Slicks. Verstappen reihte sich im Mittelfeld ein, über 20 Sekunden betrug sein Rückstand auf den nun führenden Pérez. Zeit für eine Verstappen-Show. Ganz zur Freude der Fans und auch des niederländischen Königspaars. Runde um Runde verringerte er den Rückstand und kassierte einen nach dem anderen ein. Die Strecke trocknete ab, wurde wieder schneller, bekam mehr Grip.
Als Verstappen bereits auf Platz zwei hinter seinem mexikanischen Stallrivalen lag, kam er erneut in die Box: Es gab wieder die schnellste Reifenmischung, die ohne Profil. Eine Runde später rief Red Bull Pérez rein, seine Führung war futsch, als er wieder auf die Strecke fuhr. Über dreieinhalb Sekunden lag er hinter Verstappen, dem die Regenherausforderung erstmal eine willkommene Abwechslung bei seiner unangefochtenen Dominanz gewesen sein dürfte. Zehn der zwölf Grand Prix vor der Sommerpause entschied er für sich. Mit dem Spektakel in Miami am 7. Mai begann seine Serie. Vor zehn Jahren waren ebenfalls in einem Red Bull Sebastian Vettel neun Siege nacheinander gelungen. Nach dem fünften Triumph in Serie "oder so" hatte der Hesse Verstappen in diesem Jahr schon eine Nachricht geschrieben. "Gut gemacht" und er solle so weitermachen, lautete Vettels Botschaft: Dann schaffe Verstappen es.
Immerhin machte es das wild wechselhafte Wetter in seiner Heimat dem Niederländer nicht ganz so einfach. Nach 15 Runden sorgte ein Crash des US-Amerikaners Logan Sargeant im Williams für eine Safety-Car-Phase, gerade für die Saison-Neulinge wurde das Rennen zur Herausforderung. Erst recht für Renndebütant Liam Lawson, der nach dem Mittelhandbruch von Daniel Ricciardo im Training ran durfte. Er kam im Alpha Tauri letztlich sogar als 14. ins Ziel. Der einzige Deutsche im Feld, Routinier Nico Hülkenberg, belegte im ersten Rennen nach seiner Vertragsverlängerung bei Haas Rang zwölf.
Vorn bestimmte Verstappen das Tempo. Nach dem Siegen 2021 und 2022 sorgte er auch diesem Jahr wieder für Begeisterungsstürme auf den proppenvollen Rängen. Die Verfolger um Pérez ließ er bei der Rennfreigabe locker zurück. Doch vorbei war es immer noch nicht. Auch Verstappen schien das nicht unbedingt zu gefallen.
Der Regen artete zum Wolkenbruch aus, auch die Regenreifen, die Verstappen mittlerweile fuhr, nützten da nichts. Runde 65 von 72: Roten Flaggen, Rennen unterbrochen. Wummernde Bässe hielten die Laune bei den Fans hoch, Streckenposten tanzten eine Polonaise, in der Boxengasse herrschte aber maximale Anspannung unter den Fahrern vor dem Re-Start nach einer langen Zwangspause. Zwei Runden hinterm Safety-Car, dann ging's wieder los. Und erneut verteidigte Verstappen seine Führung. Schon in einer Woche in Monza kann er zum alleinigen Rekordhalter werden und Vettel überholen.
dp/fa