Bei der Suche der Ukraine nach zusätzlichen Soldaten will der neue Verteidigungsminister Rustem Umjerow kommendes Jahr auch im Ausland lebende Männer zum Wehrdienst heranziehen. Ukrainer im wehrfähigen Alter von 25 bis 60 Jahren in Deutschland und anderen Ländern sollten aufgefordert werden, sich in den Rekrutierungszentren der Streitkräfte zu melden. Das kündigte Umjerow in einem Interview an. Der Minister sprach zwar von einer Einladung. Er machte aber klar, dass es Sanktionen geben werde, wenn jemand der Aufforderung nicht folge. "Wir besprechen noch, was passieren soll, wenn sie nicht freiwillig kommen", sagte er.
Das ukrainische Militär möchte 450.000 bis 500.000 weitere Soldaten mobilisieren, um die russische Invasion abzuwehren. Die finanziellen und politischen Rahmenbedingungen sind jedoch noch nicht geklärt. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Mobilisierung eine "sensible Frage" genannt.
Umjerow sagte, wichtig dabei sei Gerechtigkeit. Künftig solle für die Betroffenen vorher klar sein, wie sie ausgebildet und ausgerüstet würden, wo und wann sie dienten und wann sie wieder entlassen würden. Trotz Verbotes haben sich viele ukrainische Männer vor einer möglichen Einberufung ins Ausland abgesetzt.
Nach Angaben des Bundesamts für Migration sind seit dem 24. Februar 2022 insgesamt 214.263 männliche ukrainische Staatsangehörige nach Deutschland eingereist, die zum 31. Juli dieses Jahres zwischen 18 und 60 Jahre alt waren. Davon halten sich noch 184.272 in Deutschland auf, berichtete die Deutsche Welle (DW). Hinzu kommen laut Schätzungen bis zu 100.000 Ukrainer unter 60, die sich in Deutschland illegal, das heißt nicht erfasst, aufhalten.
Bisher hat Kiew die deutschen Behörden noch nicht gebeten, Männer im wehrpflichtigen Alter abzuschieben, die die Ukraine illegal verlassen haben oder nach ihrer legalen Ausreise nicht in die Ukraine zurückgekehrt sind, berichtet die Deutsche Welle unter Berufung auf Maximilian Kall, Sprecher des Bundesinnenministeriums. Der ukrainische Justizminister Denys Maljuska räumte auch ein, dass das problematisch sei – selbst wenn sich im Ausland lebende Wehrpflichtige in der Ukraine strafbar gemacht hätten, in dem sie zum Beispiel Behörden geschmiert haben.