Die wichtigste Autobahn des Landes zwischen den Metropolen Athen und Thessaloniki war am Mittwoch in Teilen immer noch überschwemmt und blieb entlang der Stadt Larisa gesperrt. Auch die Zugverbindung war wegen großer Schäden am Schienennetz weiterhin außer Betrieb, die Reparaturkosten werden auf 160 Millionen Euro geschätzt. Vom vergangenen Montag bis zum Donnerstag hatte sich über Mittelgriechenland ein schweres Sturmtief festgesetzt. Starkregen überschwemmte vielerorts Dörfer und Städte. Die Niederschlagsmengen erreichten zwischenzeitlich nie gekannte Höhen von teils mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. 15 Menschen kamen ums Leben. Das Sturmtief "Daniel" zog daraufhin weiter - und verursachte die katastrophalen Überschwemmungen in Libyen mit Tausenden Toten.
Die jüngsten schweren Mittelmeer-Unwetter wie auch in Libyen lassen sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich dem Klimawandel zuordnen. Dafür sprächen "diese extremen Niederschläge in ganz, ganz kurzer Zeit", sagte der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif. Zum Hintergrund der Libyen-Katastrophe sagte Latif: "Es handelt sich hier um ein sogenanntes Mittelmeertief, und diese Tiefs können - gerade im Herbst - besonders intensiv sein, weil das Mittelmeer noch sehr, sehr aufgeheizt ist. Auf der anderen Seite kann dann auch kalte Luft aus dem Norden auf diese warme Luft treffen, und das ist dann so ein explosives Gebräu."
Latif fügte hinzu: "Dieses Tiefdruckgebiet beschäftigt uns ja schon viele Tage lang - es hat ja zuerst in Südosteuropa gewütet, in Griechenland, Bulgarien, der Türkei, und dann hat es sich auf dem Mittelmeer noch mal richtig intensiviert und ist zu einer Art Medicane geworden." Als Medicane bezeichnet man einen Mittelmeer-Sturm, der Ähnlichkeiten mit einem tropischen Wirbelsturm hat.
Latif betonte, welch enorme Wucht die jüngsten Unwetter im Mittelmeerraum hatten: "In der letzten Woche haben wir Niederschläge gemessen, die hat es so in Europa noch nie gegeben. Das war zum Teil ein Vielfaches dessen, was wir bei uns während der Ahrtal-Flut hatten. Da kann man vielleicht ermessen, um welche Regenmassen es geht und welche Zerstörungskraft hinter diesen Regenmassen steckt."
Für Latif muss es nun auch darum gehen, wie eine Region sich anpassen kann. Da sehe er aber auch Grenzen: "Ich glaube, wir waren viel, viel zu sorglos was den Klimawandel angeht. Ich denke, das ändert sich gerade, dass wir erkennen, Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung für die Menschen im Sinne der Gesundheit." Man könne sich ein Stück weit anpassen, aber es gebe auch Grenzen: "Bei solchen Wassermassen, was wollen sie da noch tun?"
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