Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit damals rund 1,55 Millionen Krebsbehandlungen betrug der Rückgang 7,2 Prozent. "Die hohe Auslastung der Krankenhäuser durch Covid-19-Patientinnen und -Patienten, das Freihalten von Bettenkapazitäten und verschärfte Hygienekonzepte führten dazu, dass "planbare" Behandlungen verschoben wurden", begründete das Amt den Rückgang. "Zudem vermieden vermutlich viele Menschen Krankenhausaufenthalte, wenn sie diese nicht als unbedingt notwendig erachteten."
Allerdings ging die Zahl der Krebsbehandlungen weniger stark zurück als die der stationären Krankenhausbehandlungen insgesamt. Diese sanken um 13,6 Prozent von 19,86 Millionen Fällen im Jahr 2019 auf 17,16 Millionen Behandlungen im Jahr 2021.
Jeder zwölfte stationäre Krankenhausaufenthalt war 2021 auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Damit war Krebs der vierthäufigste Grund für einen Klinikaufenthalt. Häufiger waren nur Krankheiten des Kreislaufsystems, Krankheiten des Verdauungstrakts sowie Verletzungen, Vergiftungen und andere "Folgen äußerer Ursachen". Besonders häufig erkrankten Menschen im Alter von 60 bis 79 Jahren an Krebs. Mehr als die Hälfte aller Krebspatientinnen und -patienten war 2021 in dieser Altersgruppe. Gut ein Fünftel war 40 bis 59 Jahre alt.
Die häufigste Krebsdiagnose bei den Krankenhauspatienten war Lungen- und Bronchialkrebs (13 Prozent). Danach folgten Darmkrebs (9 Prozent), Brustkrebs (9 Prozent), Hautkrebs (7 Prozent) und Harnblasenkrebs (7 Prozent). Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 gingen die stationären Behandlungen von Darmkrebs (minus 12,5 Prozent) und Hautkrebs (minus 8,6 Prozent) am deutlichsten zurück.
Obwohl sich Prävention, Vorsorge und Behandlung verbessert haben, blieb Krebs auch 2021 die zweithäufigste Todesursache, wie aus der Statistik hervorgeht. Nur an Krankheiten des Kreislaufsystems starben noch mehr Menschen. 54 Prozent der an Krebs Verstorbenen waren Männer, 46 Prozent Frauen. Die häufigste krebsbedingte Todesursache war 2021 der Lungen- und Bronchialkrebs. 61 Prozent dieser Todesfälle betrafen Männer, 39 Prozent Frauen.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagte am Donnerstag bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema in Berlin: "Eine halbe Million Menschen in Deutschland hören jedes Jahr diesen folgenschweren Satz: "Sie haben Krebs."" Statistisch gesehen treffe die Diagnose jeden Zweiten im Land im Laufe des Lebens.
Der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Michael Baumann, geht von einer "erheblichen Zunahme" von Krebserkrankungen in den kommenden Jahren aus, wie er in der Diskussionsrunde deutlich machte. Baumann hatte schon vor ein paar Jahren von einem Krebs-Tsunami gesprochen, unter anderem wegen der alternden Bevölkerung. Steigende Zahlen könnten nur durch bessere Prävention verhindert werden, sagte er am Donnerstag. "Wir werden die Prävention deutlich stärker aufstellen müssen und sind auch dabei."
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