Nagelsmann stellte die mögliche Rückkehr Kimmichs auf die rechte Abwehrseite im DFB-Team zumindest in Aussicht. "Durch eine kleine Anpassung, es ist keine 180-Grad-Wandlung, ist auch Josh ein Kandidat auf dieser Position", sagte er am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Er habe "natürlich" mit dem Profi des FC Bayern auch darüber gesprochen, betonte der 36-Jährige: "Es wäre, glaube ich, nicht klug, mich hierhin zu setzen und (es) zu sagen, ohne ihn darüber zu informieren."
Als Sechser neben Kapitän Ilkay Gündogan hatte Nagelsmanns ehemaliger Münchner Schützling zuletzt nie wirklich überzeugen können. Zugleich wirkte die Abwehr in den bisherigen vier Partien unter dem DFB-Coach, der im September auf Hansi Flick gefolgt war, wenig sattelfest. Er habe es nie ausgeschlossen, dass Kimmich auf der rechten Verteidigerposition spielen würde, betonte Nagelsmann. In den vergangenen beiden Test wäre aber die Idee gewesen, bei Ballbesitz eine Dreierkette in der Abwehr zu bilden – mit einem rechten Verteidiger auf der Halbposition. "Das ist definitiv nicht Joshs Position", sagte Nagelsmann.
Die taktischen Anpassungen mit Blick auf die EM in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli 2024) werden derweil auch Folgen für Spielführer Gündogan nach sich ziehen. "Ich sehe Ilkay in der neuen Struktur eher eine Position weiter vorne, wo er auch die besten Spiele in Manchester gemacht hat", sagte Nagelsmann ganz offen. Mit City hatte der 33-Jährige im Vorjahr das Triple gewonnen, seit Sommer steht er beim FC Barcelona unter Vertrag.
Auch bei den Katalanen agiere sein Kapitän "eher auf der Acht und wenig auf der Sechs", stellte der Bundestrainer klar: "Da hat er einfach ein bisschen mehr Freiheiten. Er ist ein Spieler mit großer Torgefahr und einem guten Gespür für Ballaktionen im Sechzehner." Auf die Frage von ZDF-Moderator Jochen Breyer, ob hinter Gündogan zwei defensive Sechser aufstellen wird, nickte Nagelsmann und meinte: "Sehr gut!"
Das Experiment mit Offensivmann Kai Havertz, der vor gut vier Wochen bei den Tests gegen die Türkei und in Österreich überraschend als Linksverteidiger auflief, sei derweil beendet. "Er hat nicht ganz hinten links gespielt. Aber das ist vorbei", machte Nagelsmann deutlich: "Aber nicht, weil es gescheitert ist. Er hat zwei sehr gute Spiele gemacht auf dieser Position. Das sage ich nicht, weil ich mich verteidigen will, sondern weil ich von Kai Havertz auf verschiedenen Positionen überzeugt bin.". Für die Havertz-Versetzung war Nagelsmann hart kritisiert worden.
Der Bundestrainer relativierte insgesamt noch seine Aussagen zur Abwehrarbeit ("Wir sind keine Verteidigungsmonster"). Bei seiner Aussage fehle der Halbsatz, "wenn wir an der Kaderstruktur nichts ändern würden", sagte er. Das sei "der entscheidende Halbsatz", denn "kurz nach dem Spiel hast Du nicht die Gedanken, wie vielleicht der nächste Kader aussehen könnte. Wir müssen ein bisschen was an der Kader-Struktur ändern, um mehr Verteidigungsmonster zu werden", so Nagelsmann.