Doch GDL-Geschäftsführer Claus Weselsky kündigte schon jetzt an, nicht vor unbefristeten Streiks zurückzuschrecken – notfalls auch während der Weihnachtszeit. Dass die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer bei Streiks nicht zimperlich ist, hat sie in der Vergangenheit häufiger bewiesen, zuletzt sogar während der Corona-Pandemie, wofür sie von einigen Seiten heftig kritisiert wurde. Weselsky selber will auch keine oder kaum kleinere Warnstreiks, da diese die Gegenseite nicht genug unter Druck setzen würden. "Warum soll ich in irgendeiner Form nur ein kleines Tamtam veranstalten?", fragt der GDL-Vorsitzende. Er könne sich schon eine Urabstimmung über unbefristete Streiks vor dem ersten Verhandlungstermin vorstellen.
Wenn es zu Streiks kommen wird, sei auch das Thema Weihnachtsfeiertage kein Tabu. Die Bahn habe der GDL laut Weselsky einen "Weihnachtsfrieden" vorgeschlagen. Diesen habe er jedoch abgelehnt, "weil wir die Entwicklung nicht kennen und weil wir nicht wissen, wie viele Verhandlungen wir bis dahin machen."
Die GDL fordert unter anderem mindestens 555 Euro mehr pro Monat und eine Inflationsausgleichsprämie. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnabsenkung von 38 auf 35 Stunden abgesenkt werden. Für Weselsky selber wird es die letzten Verhandlungsrunde als GDL-Vorsitzender sein. Er will seinen Posten 2024 an Mario Reiß, seinen bisherigen Stellvertreter, übergeben. Falls es zum Streik kommt, werden große Teile des Zugverkehrs in Deutschland stillstehen. Das betrifft nicht nur die Deutsche Bahn sondern auch weitere Eisenbahnunternehmen, deren Angestellte von der GDL vertreten werden. Laut Claus Weselsky vertrete die GDL mittlerweile rund 40.000 Arbeitnehmer.
Ob die Bahn im Falle eines Streiks einen Notfallfahrplan einrichten kann, ist unklar. Beim letzten großen Streik der EVG im März 2023 gab es keinen. Ein unbefristeter Warnstreik, mit dem der GDL-Vorsitzende droht, könnte sich auch über mehrere Tage hinziehen. Wenn sich eine Verspätung von mehr als 60 Minuten abzeichnet, können Reisende von der Fahrt absehen und die Rückerstattung des Fahrpreises verlangen oder die Fahrt zu einem späteren Zeitpunkt auch mit geänderter Streckenführung durchführen. Wenn ein Fernverkehrszug mehr als 60 Minuten Verspätung hat, müssen Bahnreisende zudem kostenlos Mahlzeiten und Erfrischungen in angemessenem Rahmen angeboten werden, wo dies möglich ist.
Die Deutsche Bahn gibt bei Streiks außerdem zumeist Sonderkulanzregeln bekannt: Reisende können ihre gebuchten Tickets, die in einen Streikzeitraum fallen, dann flexibel auch an anderen Tagen nutzen. Teilweise hebt die Bahn auch die Zugbindung für gebuchte Fahrkarten auf. Du kannst dann einfach in jeden Zug steigen, der zu deinem Ziel fährt.
Die Möglichkeit, kostenfrei zu stornieren, besteht im Falle eines Streiks auch immer. Zudem ermöglicht die EU-Fahrgastverordnung VO (EG) Nr. 1371/2007, bei Verspätungen oder Zugausfall sich je nach Verspätung einen Teil des Fahrpreises zurückholen. Mehr als 60 Minuten reichen für einen Anspruch auf 25 Prozent Erstattung, bei mehr als 120 Minuten sind es 50 Prozent. Falls deine geplante Ankunft wegen des Streiks zwischen 0 und 5 Uhr nachts liegt und ein alternativer Zug dich erst mindestens 60 Minuten später ans Ziel bringen würde, kannst du möglicherweise auf Kosten der Bahn ein Taxi nehmen. Ebenfalls, wenn der letzte planmäßige Zug des Tages ausfällt und du dein Ziel bis 0 Uhr nicht anders erreichen kannst. Erstattet werden jedoch maximal 80 Euro, wie die Verbraucherzentrale erklärt.
Wer überhaupt nicht an sein Ziel kommt, muss im schlimmsten Fall in einem Hotel übernachten. Die DB muss Reisenden dann eine Unterkunft besorgen und den Weg dorthin sowie am nächsten Tag zurück zum Bahnhof organisieren. Wer sich selber ein Hotelzimmer buchen will, sollte das in jedem Fall vorher mit der Bahn absprechen – dann kann die Rechnung dafür auch später eingereicht und erstattet werden.
Die GDL fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnabsenkung. Weselsky selber rechnet nicht damit, dass die Deutsche Bahn das so einfach akzeptieren wird. "Ich nehme in den anderen Tarifverhandlungen mit den Wettbewerbsbahnen wahr, dass die Arbeitgeber sich sehr schwertun, die Arbeitszeitabsenkung mitzumachen, das Thema überhaupt in Angriff zu nehmen", so der GDL-Vorsitzende. Die GDL steht schon seit einigen Monaten in Tarifverhandlungen mit anderen Eisenbahnunternehmen wie Transdev und anderen Bahnkonkurrenten. Angesichts dieser Ausgangssituation und der Streikfreudigkeit, die die GDL in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat, erscheint ein Bahnstreik in den kommenden Wochen und Monaten nicht unrealistisch. Ob dafür tatsächlich die Weihnachtszeit gewählt wird, bleibt abzuwarten.
Alternativ zu den Zügen der DB kannst du auch mit anderen Anbietern in den Urlaub fahren. Beispielsweise mit Flixtrain. Wenn die Deutsche Bahn nicht wie beschrieben deine Taxikosten übernimmt, kannst du auch selbst nach einem Taxi suchen, dann stehen dir inzwischen verschiedenste Taxi-Apps zur Seite, beispielsweise Uber oder Free Now. Fernbus zu fahren ist für Reisende eine willkommene Alternative, um an Streiktagen doch noch ans Ziel zu kommen. Bei Anbietern wie Flixbus steigen die Nachfragen dann deutlich und auch die Preise für gewöhnlich. Daher sollten Reisende schnell sein, wenn sie ein Ticket buchen wollen.
Wenn alle Stricke reißen und die Züge ausfallen, scheint das eigene Auto die rettende Alternative zu sein. Denk aber daran, dass gerade zur Weihnachtszeit Deutschlands Autobahnen besonders voll werden und Staus die Fahrt verzögern können. Für diejenigen, die kein eigenes Auto haben, ist ein Mietwagen die Lösung, um doch noch am Ziel anzugelangen. Mögliche Optionen sind: Europcar, Movacar und Carsharing-Angebote von Sixt. Feiertage und Streiks sind allerdings keine gute Kombi, was die Preise angeht.
Um Kosten zu sparen, bietet es sich an, Fahrgemeinschaften zu bilden. Es gibt unter anderem verschiedene Onlineplattformen, auf denen Reisende Fahrgemeinschaften finden können. Beispiele dafür sind Mitfahrzentralen wie "bessermitfahren.de", BlaBlaCar, "mitfahrgelegenheit.de" oder "flinc.org". Auf diesen Plattformen können Fahrerinnen und Fahrer ihre Fahrten anbieten und Mitfahrende können nach passenden Angeboten suchen.