Medien berichten jetzt allerdings, dass eine Vielzahl der Drohungen auf das Konto von Trittbrettfahrern aus dem Milieu der Internetkriminalität gehen soll. Das hätten gemeinsame Recherchen ergeben. Anzeichen für ein politisches Motiv gebe es nicht.
Die Spur der Verfasser führe demnach zu einer Gruppe von Männern, die in der Vergangenheit bereits durch kriminelle Aktivitäten im Internet aufgefallen waren. Die Gruppe soll demnach unter anderem gezielt falsche Notrufe ausgelöst haben, um Polizei- oder Feuerwehreinsätze zu provozieren. Dafür spreche dem Bericht zufolge, dass zahlreiche der Drohmails gleich oder ähnlich lautende Textbausteine aufwiesen, die auf organisiert handelnde Urheber hindeuteten. Die Täter sollen sich demnach wahlweise als islamistische Hamas-Kämpfer oder militante Israelis ausgegeben und mit Bombenanschlägen gedroht haben.
Dem Bericht zufolge gingen Bombendrohungen auch bei diplomatischen Vertretungen in Deutschland ein, unter anderem bei der algerischen Botschaft und der palästinensischen Mission in Berlin. Bislang waren vor allem Drohungen gegen Schulen und Medienunternehmen, aber auch Rathäuser und die SPD-Zentrale bekannt geworden.
Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte am Freitag, es sei noch nicht eindeutig klar, ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt werde oder ob es sich möglicherweise um Trittbrettfahrer handele, "die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen".
Sie wies darauf hin, dass es nach dem Angriff der Terrororganisation auf Israel zuerst in Frankreich solche Vorfälle gegeben habe. Später seien erste Bombendrohungen auch in Deutschland eingegangen, in denen ein Bezug zum aktuellen Nahostkonflikt hergestellt worden sei. Seit dieser Woche gebe es deutlich mehr solcher Drohungen. Man könne noch nicht sagen, "dass es da eine einheitliche Linie gibt", sagte die Ministeriumssprecherin in der Bundespressekonferenz. "Fest steht auch, dass es bislang noch zu keinem Schaden kam."
Die Ermittlungen lägen in der Zuständigkeit der Bundesländer, die sich auch austauschten, sagte die Sprecherin. Zum gesamten Nahostkonflikt gebe es aber im Bundeskriminalamt eine sogenannte Informationssammelstelle, die unmittelbar nach Beginn des Krieges eingerichtet worden sei. "Das ist ein übliches polizeiliches Verfahren." Dort liefen alle Informationen zusammen, auch die zu Bombendrohungen.