Israel geht davon aus, dass insgesamt noch 137 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden. Unter ihnen sind laut dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant noch 15 Frauen und zwei Kinder. Tausende Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten Israel überfallen und im Grenzgebiet ein Massaker angerichtet. Rund 1200 Menschen wurden ermordet, der Großteil davon Zivilisten. Rund 240 Menschen wurden an dem Tag in den Gazastreifen verschleppt.
In der vergangenen Woche kamen während einer Feuerpause zwischen Israel und der Hamas 105 Geiseln frei. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. Seit Verstreichen der Feuerpause setzt Israels Militär seine nach dem Massaker der Terroristen begonnenen Gegenschläge in Gaza fort. Man wolle alle Geiseln zurückholen, sagte der Armeesprecher. Falls dies nicht durch Verhandlungen möglich sei, wende man andere Mittel an. Die Hamas will nach eigenen Angaben Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln erst nach Ende des Kriegs fortsetzen.
UN-Generalsekretär António Guterres pocht angesichts der Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas auf den Süden des abgeriegelten Küstengebiets auf einen Waffenstillstand. "Ich wiederhole meine Forderung nach einem dauerhaften humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen, nach der bedingungslosen und sofortigen Freilassung aller Geiseln und nach einem ungehinderten und kontinuierlichen Fluss humanitärer Hilfe, um die Bedürfnisse der Menschen im gesamten Gazastreifen zu befriedigen", schrieb er am Montagabend (Ortszeit) auf der Plattform X (vormals Twitter).
Guterres hatte bereits in der vergangenen Woche einen "echten humanitären Waffenstillstand" zwischen Israel und der islamistischen Hamas gefordert. Mittlerweile wächst unter anderem auch bei Hilfsorganisationen angesichts des Leids der Zivilbevölkerung die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.
Die "Frankfurter Rundschau" schreibt zum Krieg in Nahost: "Der israelischen Regierung wird es nicht gelingen, im Süden Gazas gegen die Hamas-Terroristen vorzugehen und gleichzeitig den Schaden für die Zivilbevölkerung zu minimieren. Geht die israelische Armee ähnlich vor wie im Norden, werden wieder viele Palästinenserinnen und Palästinenser sterben. Und niemand scheint das verhindern zu können. Denn die israelische Regierung lässt sich von ihrem Kurs nicht abbringen. Nicht von Erinnerungen daran, dass auch Israel an das Völkerrecht gebunden sei. Nicht von der Ermahnung von US-Präsident Biden, die Strategie der Vergeltung durch eine politische Lösung zu ergänzen. Diese Debatte scheint auch in Israel kaum jemand zu führen. Zu sehr hat die Hamas mit dem barbarischen Überfall am 7. Oktober den Glauben daran zerstört, Israel sei ein sicherer Zufluchtsort. Und es scheint, als ob erst dieses Gefühl wiederhergestellt sein muss, bevor die Menschen in Israel über andere Ziele nachdenken als die Zerstörung der Hamas und die Befreiung der Geiseln."