Bei mutmaßlich israelischen Luftangriffen auf Armee-Standorte in Syrien sind in der Nacht zum Montag mindestens 16 Menschen getötet worden. Dies berichteten die syrischen Staatsmedien unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Sana, die wiederum Angaben von Rettungskräften zitierte. Darüber hinaus seien 36 Menschen verletzt worden, von denen sechs in einem kritischen Zustand seien. Syrien und der Iran verurteilten die Angriffe scharf, während die israelische Armee sich weigerte, zu den Berichten Stellung zu nehmen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, eine in Großbritannien ansässige Organisation, die Informationen aus einem Netzwerk von Quellen in Syrien bezieht, meldete abweichende Opferzahlen und sprach von insgesamt 25 Toten. Unter den Opfern seien fünf Zivilisten, vier Militärangehörige und 13 Syrer, die für proiranische Gruppen tätig waren. Laut Rami Abdel Rahman, dem Leiter der Beobachtungsstelle, handelte es sich um einen der schwersten israelischen Angriffe auf Syrien seit Jahren. Die genauen Angaben der Beobachtungsstelle lassen sich unabhängig kaum überprüfen.
Laut der syrischen Nachrichtenagentur Sana, die sich auf eine militärische Quelle beruft, habe die israelische Armee eine Reihe von militärischen Einrichtungen angegriffen. Die syrische Luftabwehr habe einige der abgefeuerten Raketen abgeschossen. Die Ziele der Angriffe sollen sich auf fünf Armee-Standorte in der Region Masjaf östlich der Stadt Hama konzentriert haben. Dort sind pro-iranische Gruppen sowie Experten für die Waffenentwicklung präsent. Zudem befindet sich in der Gegend ein wissenschaftliches Forschungszentrum, das Berichten zufolge vom Korps der iranischen Revolutionsgarde betrieben wird.
Das syrische Außenministerium verurteilte die Angriffe und warf Israel vor, eine Eskalation in der Region zu provozieren. Auch der Iran schloss sich dieser Verurteilung an und bezeichnete den Angriff als "kriminell". Nasser Kanani, der Sprecher des iranischen Außenministeriums, erklärte: "Wir verurteilen diesen verbrecherischen Angriff des zionistischen Regimes auf syrischem Boden aufs Schärfste." Israel selbst lehnte jegliche Kommentierung ab und erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, dass es Berichte ausländischer Medien nicht kommentiere.
Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat Israel hunderte Luftangriffe in Syrien durchgeführt, die vor allem pro-iranische Gruppierungen zum Ziel hatten. Seit dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober haben die israelischen Angriffe in Syrien zugenommen. Israel äußert sich nur selten zu den Angriffen, unterstreicht jedoch regelmäßig, dass es nicht zulassen werde, dass der Iran seine militärische Präsenz in Syrien ausbaut.
Ende August waren nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte drei pro-iranische Kämpfer bei Angriffen in der zentralen Region Homs ums Leben gekommen, die Israel zugeschrieben wurden. Wenige Tage später tötete die israelische Armee bei einem Angriff nahe der Grenze zum Libanon mehrere Mitglieder der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad.
Israel hat immer wieder betont, dass es seine militärischen Operationen in Syrien fortsetzen wird, um die iranische Verankerung in der Region zu verhindern. Für den Iran ist Syrien eine bedeutende Route für die Lieferung von Waffen an die libanesische Hisbollah, die seit langem ein wichtiger Verbündeter Teherans ist. Vor diesem Hintergrund könnten weitere israelische Angriffe auf syrische und pro-iranische Ziele erwartet werden, was die Spannungen in der Region weiter anheizen dürfte.
Die Entwicklungen in Syrien zeigen einmal mehr die komplexe geopolitische Lage im Nahen Osten, in der die Konflikte zwischen Israel, Iran und ihren jeweiligen Verbündeten unvermindert weitergehen. Angesichts der jüngsten Eskalationen bleibt die Situation angespannt, und die Angst vor einem größeren regionalen Konflikt wächst weiter.
Die israelischen Angriffe auf Syrien stellen eine Fortsetzung der militärischen Strategie Israels dar, gegen die Präsenz pro-iranischer Milizen vorzugehen. Die Reaktionen aus Syrien und dem Iran zeigen, dass diese Angriffe das Potenzial haben, die ohnehin fragile Sicherheitslage in der Region weiter zu destabilisieren. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Besorgnis, da jede weitere Eskalation erhebliche Folgen für den gesamten Nahen Osten haben könnte.