Für die meisten Zeitzeugen markiert 9/11 eine Zäsur. Es ist einer jener seltenen Tage, an dem Jahre später nahezu jeder noch weiß, wo er im Moment des Anschlags gewesen ist. Und nicht nur in den USA. Weltweit übertragen TV-Sender die Bilder vom Einschlag des zweiten Flugzeugs im Südturm des World Trade Centers. Viele, die das Ereignis auf diese Weise miterleben, sind überzeugt, dass ab diesem Tag nichts mehr so sein werde wie zuvor.
22 Jahre später weiß man viel über die Zusammenhänge, Abläufe und Folgen der Anschläge. Am Tag selbst kommt die Attacke aber gänzlich unerwartet und bringt große Ungewissheit mit sich. Zum 22. Jahrestag haben wir die Ereignisse deshalb in einem historischen Liveticker nachgezeichnet. Erinnerungen von Zeitzeugen, Einordnungen und Ausblicke ergänzen die Schilderungen. Die Bilder und Schilderungen der Ereignisse sind oftmals ikonisch und weltbekannt – sie sind aber auch drastisch und können gerade jüngere Leser verstören.
20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September sind zahlreiche Filme und Serien zu dem Thema auf dem Markt. Die dienen nicht nur zur Unterhaltung, sondern prägen auch unsere Erinnerung an das Ereignis mit. Dabei gibt sie aber zu bedenken, dass solche Filme zum Teil auch kritisch gesehen werden müssten. Durch ein fehlerhaft versandtes Fax wurde die Hamburger Morgenpost darauf hingewiesen, dass Mohammed Atta - Chefplaner der Anschläge auf das World Trade Center - in Hamburg gelebt haben soll. Nach einigem Hin und Her fahren ein Reporter und ein Fotograf in die Marienstraße 54. Und tatsächlich, zwar ist das Klingelschild übermalt und die Wohnung leer, aber Nachbarn bestätigen den Reportern: Hier stand einst Mohammed Atta an der Tür.
Als der Nordturm einstürzt, befindet sich der Bruder von Feuerwehr-Chief Joseph Pfeifer ebenfalls im Gebäude. Lt. Kevin Pfeiffer hilft in der Lobby bei der Evakuierung, als WTC1 in sich zusammenbricht. Für ihn gibt es kein Entkommen. Die NEADS, die dafür zuständig ist, Luftbedrohungen durch aufmerksame Erkennung und schnelle Warnung entgegenzuwirken, erfährt erst jetzt von der Entführung des Flugs 93 - vier Minuten nach dem Aufprall in Shanksville.
Um 13.59 Uhr unserer Zeit startet der Flug AA 11 in Bosten, der um genau 14.46 Uhr in den Südturm krachen wird. Am Steuer ist Mohammed Atta, der mit weiteren Terroristen in einer Wohngemeinschaft in Hamburg lebte – eine Information, die noch am selben Tag bekannt wird und durch Zufall in der Redaktion der "Hamburger Morgenpost" landet. Um 15.03 Uhr stürzt der erste Turm in sich zusammen, der zweite folgt keine Stunde später.
Die USA gedenken am Montag bei Veranstaltungen im ganzen Land der Todesopfer. US-Präsident Joe Biden wird bei Gedenkzeremonie mit Militärangehörigen im Bundesstaat Alaska erwartet. Vizepräsidentin Kamala Harris plant in New York vor Ort zu sein, während Jill Biden beim Gedenken am Pentagon teilnimmt. Die im Fernsehen übertragene Hauptzeremonie am Vormittag in Manhattan konzentriere sich auf Opfer und Hinterbliebene, kündigte die 9/11-Gedenkstätte an. Um 8.30 Uhr wird die Zeremonie an der Gedenkstätte mit einer Schweigeminute beginne, fünf weitere folgen im Laufe des Vormittags - jeweils eine für die Einschläge in die Türme des World Trade Centers. Eine, als sie zusammenbrachen. Eine für die Attacke auf das Pentagon und eine für den Aufprall des Flugs 93 in Pennsylvania. Die hinterbliebenen Familienmitglieder werden die Namen der Verstorbenen verlesen.
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