Zuvor hatte der militärische Arm der Hamas erklärt, zwei weitere Geiseln im Gazastreifen freigelassen zu haben. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete, die beiden Frauen seien am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten angekommen. Der Sender zeigte Aufnahmen, wie sie in Krankenwagen liegen und behandelt werden. Der Zustand der Frauen sei stabil, sagten ägyptische Sanitäter dem Sender. Einer der Mediziner berichtete, seine Patientin habe ihm gesagt, sie sei glücklich, jetzt hier bei ihnen zu sein.
Er und seine Familie seien "glücklich" über die anstehende Heimkehr seiner Großmutter, sagte der Enkelsohn einer der beiden freigelassenen Geiseln israelischen Medienberichten zufolge. Die Angehörigen haben demnach bereits mit ihr gesprochen. "Wir hoffen, dass es ihr gut geht." Die Freilassung der beiden Frauen soll nach Angaben der Hamas von Katar und Ägypten vermittelt worden sein. Die Geiseln seien "trotz der Verbrechen der Besatzung" aus "humanitären Gründen" freigelassen worden, erklärte Hamas-Sprecher Abu Obeida im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden.
Zuvor hatte es Medienberichte über eine möglicherweise bevorstehende Freilassung von 50 Geiseln gegeben. Weder von der US-Regierung noch vom Internationalen Roten Kreuz gab es dafür zunächst eine Bestätigung. Die "New York Times" hatte berichtet, dass Israel davon ausgehe, dass die Hamas etwa 50 Geiseln, die nicht nur die israelische, sondern auch eine andere Staatsbürgerschaft hätten, freilassen könnte. Man werde sich an einer "Selektion" zwischen ausländischen und israelischen Geiseln nicht beteiligen, meldeten israelische Medien unter Berufung auf einen politischen Repräsentanten.
Israels Regierung bedankte sich bei Ägypten und dem Internationalen Roten Kreuz für ihren Beitrag. Die 79 und 85 Jahre alten Frauen seien an Israels Armee übergeben worden, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Nacht mit. Sie seien auf dem Weg in eine israelische Klinik. Dort warten den Angaben nach Verwandte auf die beiden Frauen. "Wir danken Ägypten für seine Hilfe und dem Roten Kreuz für seine wichtige Rolle bei der Rettung von Leben", hieß es weiter. Auch die Armee sei in den vergangenen Tagen "auf allen Kanälen sehr aktiv" gewesen, um die Freilassung der beiden Geiseln zu erreichen.
Indes setzt sich Israel ungeachtet seiner geplanten Bodenoffensive weiter für die Freilassung der Geiseln der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ein. "Wir handeln mit jedem Akteur, um die Entführten freizubekommen", sagte Israels Energieminister Israel Katz. "Wir tun alles, um sie nach Hause zu bekommen".
Aus den USA gab es zunächst keine Bestätigung für eine möglicherweise bevorstehende Freilassung einer größeren Anzahl an Geiseln. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag in Washington, er könne nichts dazu sagen. Grundsätzlich sei es mit Blick auf die Verhandlungen "in der jetzigen Phase des Prozesses nicht möglich, öffentlich über die laufenden Bemühungen zu berichten", sagte Kirby. Man werde weiter mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um alles dafür zu tun, damit die Geiseln freigelassen werden.
Der israelische Sender i24news berichtete unter Berufung auf das Rote Kreuz, der Rettungsdienst sei unterwegs, um eine Gruppe von etwa 50 Entführten mit doppelter Staatsbürgerschaft empfangen zu können. Eine Einigung sei binnen Stunden möglich, sollten keine neuen Hindernisse auftauchen, hieß es weiter.
Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Mindestens 222 weitere wurden laut israelischer Armee gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter sind auch mehrere Deutsche. Am Freitag waren überraschend eine Mutter und ihre Tochter freigelassen worden. Katar hatte die Freigabe der beiden US-Bürgerinnen vermittelt.