In einem anderen Fall veranlasste er eine interne Untersuchung gegen einen ehemaligen Untersuchungsrichter, der gegen mehrere seiner früheren Mandanten im Rahmen einer Korruptionsaffäre ermittelte. In keinem der vier Fälle wurden letztlich Sanktionen verhängt. Premierministerin Elisabeth Borne sprach Dupond-Moretti kurz vor Prozessbeginn erneut ihr Vertrauen aus. Sie habe dafür plädiert, dass er während des Gerichtsverfahrens im Amt bleibe, sagte sie dem Sender France Inter.
Im Fall einer Verurteilung muss Dupond-Moretti mit bis zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von einer halben Million Euro rechnen. Die Tatsache, dass er trotz des nun begonnenen Gerichtsverfahrens im Amt bleibt, hat in Frankreich Kritik ausgelöst. Der sozialistische Parteichef Olivier Faure warnte vor einer Art Scheinprozess: Schließlich sei der Minister zugleich für die Richter zuständig, und der Staatsanwalt verdanke seine Karriere dem Regierungslager, sagte er dem Sender Radio J.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war mit dem Versprechen einer "vorbildlichen Republik" angetreten. Zunächst galt die Regel, dass Minister zurücktreten sollten, wenn gegen sie ermittelt wurde. Dazu zählte etwa Macrons erster Justizminister François Bayroux, der wegen einer Scheinbeschäftigungsaffäre bereits nach wenigen Wochen sein Amt aufgab. Bei späteren Ermittlungsverfahren gegen Regierungsmitglieder gab es zunehmend Ausnahmen von dieser Regel.
Der Justizminister zählt zu den bekanntesten Ministern im Kabinett. In seiner Zeit als Anwalt war er für die hohe Zahl der von ihm erwirkten Freisprüche bekannt. Zu seinen Mandanten zählten unter anderem der Fußballer Karim Benzema und der Milliardenzocker Jérôme Kerviel.