Im Zentrum von Baerbocks Gesprächen stehen laut Auswärtigem Amt die dramatische humanitäre Lage im Gazastreifen, die Situation im Westjordanland sowie die volatile Lage an der israelisch-libanesischen Grenze. Zudem soll es um die Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln gehen. Baerbocks Besuch erfolgt im Rahmen intensiver internationaler Bemühungen, eine regionale Eskalation des Konflikts zu vermeiden und eine politische Ordnung für die Zeit nach dem Krieg im Gazastreifen zu sondieren.
Kurz vor ihrer Abreise hatte Baerbock ihre Vorstellungen für die Zukunft des Gazastreifens skizziert. Baerbock rief am Sonntag zu Beginn ihrer knapp einwöchigen Reise in den Nahen Osten und nach Südostasien eindringlich zum Ende der Gewalt auf. "Der Terror muss ein Ende haben. Die humanitäre Not der Menschen muss ein Ende haben. Die Region muss aus dem ewigen Zyklus der Gewalt herauskommen", forderte die Grünen-Politikerin am Sonntag. Israel habe das Recht und die Pflicht, sich gegen den Terror zu verteidigen, müsse aber Zivilisten bei seinem militärischen Vorgehen viel besser schützen, verlangte sie. Im Gazastreifen sei viel mehr humanitäre Hilfe gegen Hunger, Seuchen und Kälte nötig.
"Das Drehbuch des Terrors darf nicht noch weiter aufgehen", warnte Baerbock. Es müsse endlich der Grundstein für nachhaltigen Frieden und Sicherheit gelegt werden. Dafür dürfe von Gaza keine Gefahr mehr für die Existenz Israels ausgehen, müsse die Hamas die Waffen niederlegen und müssten die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon und die Huthis im Jemen "mit ihrem gefährlichen Zündeln aufhören". Israelis und Palästinenser würden nur Seite an Seite in Frieden leben können, wenn die Sicherheit des Einen die Sicherheit des Anderen bedeute, sagte Baerbock. Dies werde nur gelingen, "wenn jeder das Leid des Anderen sieht".
Auch ihr US-Kollege Blinken machte auf die schlimmen Zustände im Gazastreifen aufmerksam. Die Ernährungslage sei für Männer, Frauen und Kinder "sehr schwierig", sagte Blinken am Sonntag in Amman nach Besuch eines Lagerhauses des Welternährungsprogramms (WFP). Ein Großteil des gelieferten Essens sei fertig zum Verzehr, weil die Menschen dieses unter aktuellen Bedingungen kaum oder gar nicht zubereiten könnten. "Dies ist der einzige Weg, um den Menschen das zu geben, was sie jetzt brauchen", sagte Blinken.
Blinken ist ebenfalls auf einer Nahost-Reise, um mit mehreren Ländern in der Region über eine Deeskalation in dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu sprechen und eine Ausweitung des Konflikts abzuwenden. Am Sonntag sprach er in Amman mit dem jordanischen König Abdullah II. und Außenminister Aiman Safadi. Abdullah forderte einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen. Der Krieg dort könne katastrophale Folgen haben, warnte er dem Palast zufolge. Nach Angaben des US-Außenministeriums vereinbarten Blinken und Abdullah, bei humanitärer Hilfe für den Gazastreifen weiter eng zusammenzuarbeiten.
Anschließend reiste Blinken nach Katar weiter. Für Montag wurde er in Saudi-Arabien erwartet. Am Dienstag wollte er Israel und das Westjordanland besuchen, am Mittwoch Ägypten.
Begonnen hatte Blinken seine Verhandlungen in Griechenland und der Türkei. Zu seinen Prioritäten gehören Gespräche über den Schutz von Zivilisten. In Jordanien besuchte er auch ein Lager des UN-Welternährungsprogramms, wo Lastwagen mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen beladen werden. "Wir sind entschlossen, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Situation für die Männer, Frauen und Kinder in Gaza zu verbessern", sagte er.