Darunter waren 684 Frauen im Durchschnittsalter von 51 Jahren. Zwischen der Infektion und der Erstvorstellung in der Spezialambulanz vergingen im Schnitt 255 Tage. Bei 277 Betroffenen dauerten die Beschwerden zu diesem Zeitpunkt länger als ein Jahr an. Am häufigsten habe es sich um neuropsychologische Symptome gehandelt. 80 Prozent berichteten von schwerer Erschöpfung (Fatigue), zwei Drittel von Konzentrationsschwächen, mehr als die Hälfte von Gedächtnisstörungen.
Beim Folgetermin hätten zwar viele Erkrankte eine leichte Verbesserung der Fatigue und Konzentrationsfähigkeit bekundet. Die objektiven Untersuchungsergebnisse für Erschöpfung, Depressionsanzeichen und Gedächtnisvermögen hätten jedoch kaum Verbesserungen im Vergleich zur Erstvorstellung ergeben. 30 Prozent der Betroffenen erfüllten die vollständigen Kriterien für ME/CFS. Ein Jahr nach der Infektion litt noch jeder fünfte unter ME/CFS.
Typisch für ME/CFS ist laut Klinikum, dass Anstrengung den Zustand der Betroffenen verschlechtert. «Deshalb ist es für diese Patienten besonders wichtig, ihre physischen und mentalen Kräfte konsequent einzuteilen», erklärte Philipp Reuken, einer der Studienautoren. "Long-Covid ist eine langwierige Erkrankung, eine Verbesserung ist erreichbar, aber nur langsam."
Ein großes Problem sei, dass ein relevanter Anteil der Betroffenen nicht mehr arbeiten gehen könne, so der Leiter des Post-Covid-Zentrums Jena, Andreas Stallmach. "Das macht die soziale Dimension der Erkrankung deutlich." Die Teilhabe Betroffener am sozialen und Arbeitsleben ist ein Thema beim 2. Long Covid-Kongress Ende November in Jena. Als Long Covid definieren die deutschen Patientenleitlinien Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion bestehen, bei Post Covid dauern sie länger als zwölf Wochen an.
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