
Netanjahu gefährde "mit den Morden, die er in Gaza begeht, die Sicherheit aller Juden und fördert den Antisemitismus", sagte Erdogan. Er beschuldigte Israel, in Gaza "über 16.000 Unschuldige getötet" zu haben, "überwiegend Frauen und Kinder".
Der Gaza-Krieg hat zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen der Türkei und Israel geführt. Die Türkei ist unter dem Islamisten Erdogan neben Katar zum wichtigsten Rückzugsraum für die politische Führung der radikal-islamischen Hamas geworden. Während die Hamas in vielen westlichen Ländern als Terrororganisation gilt, bezeichnet Erdogan sie als "Befreiungsbewegung". Israel ist für Erdogan dagegen ein "Terrorstaat".
In den USA wächst die Kritik an Erdogans Unterstützung für die Hamas. Das Thema stand vergangene Woche im Mittelpunkt eines Besuchs des amerikanischen Außen-Staatssekretärs Brian Nelson in der Türkei. Nelson äußerte vor Journalisten in Istanbul "tiefe Besorgnis" über die "prominente Rolle" der Türkei bei der Finanzierung der Hamas. "Es wäre sehr schlimm, wenn ein künftiger Anschlag der Hamas mit der Mittelbeschaffung oder Unterstützung in der Türkei zusammenhinge", warnte Nelson.
Die USA hatten bereits vergangenen Monat Sanktionen gegen drei Hamas-Mitarbeiter in der Türkei verhängt, die offenbar wichtige Rollen bei der Geldbeschaffung spielen. Auch gegen eine Immobilienfirma in der Türkei, die nach Erkenntnissen von US-Diensten von der Hamas kontrolliert wird, erließ das amerikanische Finanzministerium Strafmaßnahmen.
Neben den Aktivitäten der Hamas in der Türkei kam bei dem Besuch Nelsons auch die Rolle der Türkei bei Technologieexporten nach Russland zur Sprache. Zuvor hatte die Financial Times berichtet, türkische Unternehmen exportierten Hochtechnologie nach Russland, darunter Microchips und optische Zielfernrohre. Das wäre ein Verstoß gegen die Sanktionen, die der Westen wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Moskau verhängt hat.
Als einziges Nato-Land beteiligt sich die Türkei nicht an den Sanktionen. Staatssekretär Nelson berichtete bei seinem Besuch, man habe in den vergangen 18 bis 24 Monaten eine Versechsfachung dieser Technologieexporte aus der Türkei nach Russland beobachtet. Das sei ein Grund zu großer Sorge. Nelson kündigte an, die USA würden "ihre ganze Autorität so kreativ wie möglich einsetzen, um dieser Herausforderung zu begegnen".